[ROMAN] Herzberührer von Jobst Mahrenholz

Autor: Jobst Mahrenholz
Taschenbuch:  380 Seiten
ISBN: 978-3944737546
Preis: 5,99 EUR (ebook) | 13,95 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Lucas Leben läuft nach seiner Laufbahn als Fernsehkoch und der Trennung des Halbjapaners Shiro in halbwegs gemäßigten Bahnen: mit dem Erwerb eines alten Klosters in den italienischen Apenninen steigt er nicht nur in die Hotelbranche ein und heuert auch eine neue Chefköchin an, um seine Ausbildung fortzusetzen. Allerdings bringt das Auftauchen von Daniele, Shiros neuem Partner, Unruhe in Lucas Leben, ebenso die Tatsache, dass der Halbjapaner verschwunden ist. Als dieser einige Tage später mehr tot als lebendig vor dem Hotel liegt, stürzt Luca in ein Wechselbad der Gefühle. Schnell macht er Daniele als Schuldigen für Shiros Zustand aus, doch je mehr Zeit er mit ihm verbringt, desto offensichtlicher wird, dass mehr hinter den Ereignissen steckt.

Neben diesen Problemen kämpft er mit der Ankündigung seiner Schwester Rebecca, unbedingt in seinem Hotel zu heiraten und seinen Gefühlen gegenüber seines Bruders Lorenzo. Und auch sonst geht es drunter und drüber: auch seine Freunde haben mit ihren Problemen zu kämpfen und Luca hat alle Hände voll zu tun, um nicht selbst von den vielen Ereignissen überschwemmt zu werden …

Eigene Meinung:
Der Roman „Herzberührer“ ist der zweite Teil der „Il Gusto di Lauro“-Duologie von Jobst Mahrenholz und schließt direkt an den Vorgänger „Lucas Rezepte“ an. Einmal mehr entführt der Autor den Leser nach Italien und spinnt die Geschichte um Luca, seine Familie und seine Freunde weiter und bringt viele offene Punkt zu einem Ende. Dabei wird es dieses Mal ein wenig kriminalistischer, da Luca teilweise in einen unschönen Missbrauchsfall hineinstolpert.

Inhaltlich ist „Herzberührer“ ebenso spannend und mitreißend, wie „Lucas Rezepte“. Allerdings nehmen die Probleme, mit denen sich Luca herumschlagen darf in diesem Buch eine ganz andere Qualität an. Der junge Koch muss sich mit einer Vielzahl unterschiedlicher Menschen und Ereignisse herumschlagen, und dabei versuchen jedem gerecht zu werden. Dass er nicht immer Erfolg hat, ist logisch und menschlich, doch gerade das macht die beiden Bücher so lesenswert. Die Geschichten und Charaktere sind authentisch und nachvollziehbar, Luca kein Superheld, dem alles gelingt, was er anpackt. Daher dauert es auch, bis er die richtigen Entscheidungen trifft, um beispielsweise Daniele oder Shiro wirklich zu helfen. Der eingebaute Kriminalfall ist durchaus spannend und sorgt für einen ungewöhnlichen Handlungsbogen, den man so nicht erwartet hat. Dennoch ist er überzeugend in die Rahmenhandlung eingepasst, so dass man der Auflösung entgegenfiebert und den Roman nur schwer aus der Hand legen kann.
Nichtsdestotrotz ist „Herzberührer“ kein typischer Krimi – der Schwerpunkt liegt nach wie vor auf Lucas Entwicklung mit all ihren Erfolgen, Fehlern und Irrtümern. Daher ist Jobst Mahrenholz‘ Roman in meinen Augen ein Entwicklungsroman, wenngleich Luca im Grunde schon erwachsen ist.

Auch die Charaktere machen ein großes Plus des Buches aus – Luca ist ein Hauptcharakter, den man mal mag, mal für seine Naivität und seine mangelnde Sensibilität gegen die nächste Wand klatschen möchte. Doch genau das macht ihn so realistisch und lebendig. Man versteht seine Gedankengänge, weiß warum er tut, was er tut und wie es um seine Gefühle bestellt ist. Dementsprechend nah ist man ihm – die Geschichte ist ja auch aus seiner Sicht erzählt.

Auch die Nebenfiguren sind toll und sehr gefühlvoll in Szene gesetzt. Einige treten dieses Mal spürbar in den Hintergrund (Shiro), da sie keinen solch großen Platz in Lucas Leben einnehmen, andere werden eingehender beleuchtet und bekommen mehr Raum (Fabio, Jack). Gerade Jack mausert sich hierbei zum absoluten Lieblingscharakter des Buches: er ist zynische, direkt, witzig und nie um eine Antwort verlegen. Jede Szene, in der er vorkommt, ist ein wahres Fest und man wünscht sich, dass Jobst Mahrenholz ihm irgendwann ein eigenes Buch widmet: verdient hätte er es allemal. Auch Daniele, der wahrlich kein stereotyper Charakter ist, sondern psychisch nicht ganz gesund ist, ist überzeugend und sehr eindringlich in Szene gesetzt.

Stilistisch gibt es nichts zu bemängeln: Jobst Mahrenholz hat einen tollen, sehr eindringlichen Stil, der hervorragend zu den Figuren und den Geschichten rund um Luca passt. Ihm gelingen sowohl dynamische Gespräche, als auch eindrucksvolle Beschreibungen- ganz gleich ob es sich um die italienische Landschaft, das Kochen, Lucas Gefühle oder die Hintergründe der Figuren handelt. Dank der großen Wortschatzes des Autors und seinem Gefühl für Sprache wird „Herzberührer“ nie langweilig und kann von der ersten bis zur letzten Seite überzeugen.

Fazit:
Auch mit der Fortsetzung gelingt Jobst Mahrenholz ein kleines Meisterwerk. „Herzberührer“ ist ein wundervolles, intensives und lebensbejahendes Lesevergnügen, das lange nachwirkt. Seien es die einzelnen Episoden, die lebendigen Charaktere oder der realistische, intensive Schreibstil: der Autor weiß, wie man Geschichten erzählt. Man darf gespannt sein, welchem Thema er sich als nächstes zuwendet, denn bisher lohnen sich all seine Werke. Wer „Il Gusto di Lauro“ kennt und mag, sollte sich auf jeden Fall „Der linke Fuß des Gondoliere“ zulegen – allen Nichtkenner sei die Reihe wärmstens ans Herz gelegt!

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