Autor*in: T. J. Klune
Übersetzer*in: Michael Pfingstl
Taschenbuch/Hardcover: 496 Seiten
ISBN: 978-3453275065
Preis: 13,99 EUR (eBook) / 18,00 EUR (Taschenbuch) / 30,00 EUR (Hardcover)
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Story:
Um das Leben aller magisch begabten Kinder und Erwachsenen nachhaltig zu ändern, entscheidet sich Arthur Parnassus der BBMM (Behörde zur Betreuung magischer Minderjähriger) und der breiten Öffentlichkeit von seiner Vergangenheit in den Waisenhäusern zu berichten. Mit Jeanine Rowder lernt er eine neue, erbitterte Gegnerin kennen, die alles daransetzt, ihm die Kinder wegzunehmen. So wird eine neue Inspektorin nach Marsyas entsendet, um offiziell sicherzustellen, dass es den Kindern gut geht, inoffiziell um dafür zu sorgen, dass Rowder den Antichristen in ihre Finger bekommt, um dessen Macht für sich zu nutzen. Für Arthur, dessen Partner Linus und die Kinder kommen schwere Zeiten zu, die sie nur überstehen, wenn sie als Familie zusammenhalten …
Eigene Meinung:
Mit dem fantastischen Roman „Jenseits des Ozeans“ führt T. J. Klune sein erfolgreichstes Werk „Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte“ fort und entführt die Leser*innen einmal mehr nach Marsyas, wo Linus Baker, ehemaliger Mitarbeiter des BBMM und Arthur Parnassus einen Ort für außergewöhnliche Kinder geschaffen haben. Die deutsche Übersetzung erschien im Herbst 2024 im Heyne Verlag, sowohl als schicke Hardcover-Ausgabe mit Buchschnitt, als auch als günstigeres Paperback. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, allerdings sollte man den ersten Band kennen, um die Figuren einordnen zu können.
Die Geschichte setzt kurz nach den Ereignissen des ersten Bandes an und konfrontiert Arthur und Linus mit einer neuen Gegnerin, die einen radikalen Weg einschlägt und sich sehr deutlich gegen alle magisch Begabten positioniert. An einigen Stellen erinnert Jeanine Rowder an Umbridge aus „Harry Potter“, an anderen an konservative Politiker, die alles ausschließen wollen, was nicht ihrem Weltbild entspricht. Unterschwellig ist die Geschichte durchaus politisch aufgeladen, denn Klune schafft es reale Aspekte in die Handlung einzubauen und dem Buch damit eine etwas düstere, erschreckende Ebene zu verleihen. Nichtsdestotrotz liegt der Fokus der Handlung auf der Familie, die aus Arthur, Linus du den Kindern besteht, die mit ihnen auf der Insel Marsyas leben. Sie wachsen unter dem Druck der Inspektorin und der Bedrohung ihrer gemeinsamen Zukunft immer stärker zusammen, werden reifer und entwickeln sich weiter. Klune gelingt es dabei jedem der Kinder gerecht zu werden, ihre Persönlichkeit zu zeigen und ihre Entwicklung voranzutreiben. Auch Arthur, seine Vergangenheit und Hintergründe werden noch stärker in den Fokus gerückt, denn vieles über ihn kommt im Laufe des Buches ans Licht.
Wie für Klune üblich liegt der Fokus der Geschichte auf starken, queeren Figuren und Paaren, die sich im Laufe der Geschichte gegen alle Widrigkeiten behaupten dürfen. So festigt sich die Beziehung von Arthur und Linus, ebenso hat die Inselelementare Zoe ihr Glück mit der Bürgermeisterin des Küstendorfes Marsyas gefunden. Es ist angenehm zu lesen, dass ihnen keine weiteren Hürden in den Weg gelegt werden und Queerness an sich in Klunes Welt vollkommen normal ist.
Wir von Klune gewohnt sind die Figuren sehr gut ausgearbeitet, lebendig und authentisch – man kann sich in jeden Charakter hineinversetzen, ganz besonders in die Kinder, die nun aktiv für ihre Zukunft kämpfen und zeigen, was ihnen ihre Familie bedeutet. Es ist toll zu sehen, wie sie sic weiterentwickeln und beginnen für sich selbst einzustehen. Wie schon in „Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte“ sind sie es, die die Geschichte zu etwas Besonderem machen. Auch Arthur, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, bekommt mehr Tiefe und Profil, ebenso die ein oder andere Nebenfigur, die man im ersten Band nur am Rande wahrgenommen hat. Dafür bleibt Linus Baker teilweise auf der Strecke, der als einzige Person ohne besondere Fähigkeiten auf Marsyas lebt. Er ist zwar bei allen Ereignissen und Schlüsselszenen dabei, dennoch kommt er oftmals gegen die starken, anderen Figuren kaum an.
Stilistisch legt T. J. Klune ein atmosphärisches, stimmiges und mitreißendes Buch vor, das seinen anderen Büchern in nichts nachsteht. Er hat ein Händchen für intensive Beschreibungen, fesselnde Dialoge und lebendige Figuren, die einem ans Herz wachsen. Man taucht schnell in die Geschichte ein, die dieses Mal aus Arthurs Sicht erzählt wird und fliegt durch die knapp 500 Seiten. Wie im ersten Teil arbeitet der Autor mit starken Bildern, hoffnungsvollen Botschaften und weiß, wie man mit Worten Welten baut. Auch dieses Mal bleibt die Hoffnung, dass T. J. Klune noch weitere Ideen für die Kinder und Erwachsenen in Marsyas hat, denn Potenzial für weitere Geschichten ist vorhanden.
Fazit:
„Jenseits des Ozeans“ ist eine wundervolle, gelungene Fortsetzung von Klunes Bestseller „Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte“, das durch authentische, lebendige Figuren und einen mitreißenden Schreibstil besticht. Die Geschichte mag der Handlung des ersten Bandes ähnlich sein und Klune ist bestimmter und deutlicher was seine politischen Aussagen betrifft, dennoch gelingt es ihm ein gefühlvolles, herzerwärmendes Wohlfühlbuch vorzulegen, das dem ersten Band in nichts nachsteht. Wer den ersten Teil wegen seiner Queerness und Vielfalt mochte und generell Geschichten mit fantastischem Einschlag mag, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren. Zu empfehlen …