[ROMAN] Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit von Volker Surmann

Autor*in: Volker Surmann
Hardcover: 224 Seiten
ISBN: 978-3958542112
Preis: 12,99 EUR (eBook) / 16,00 EUR (Hardcover)
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Story:
Das Referat in Ethik zum Thema Tod und Trauer setzt Leon Hertz komplett in den Sand – zum Glück bekommt er die Chance den Vortrag zu wiederholen und nimmt sich vor mehr über die Hintergründe eines Straßenkreuzes herauszufinden, an dem er tagtäglich auf dem Schulweg vorbeikommt. Gemeinsam mit dem stillen, in sich gekehrten Rouven deckt er nicht nur die Hintergründe des Holzkreuzes auf, er bemerkt auch, dass die beiden mehr verbindet – eine ähnlich gelagerte Traurigkeit, die Tatsache, dass beide wöchentliche Therapie-Sitzungen haben und dass sie beide mit großen und kleinen Problemen zu kämpfen haben …

Eigene Meinung:
Mit „Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit“ legt Volker Surmann erstmals einen Roman für Jugendliche ab 12 vor, nachdem sich seine Werke bisher eher an erwachsene Leser*inne richteten. Die 224 Seiten starke Geschichte um Leon erschien im Februar 2024 im mixtvision Verlag und mit kleinen, passenden Illustrationen von Tine Schulz versehen.

Die Geschichte wird komplett aus Leons Sicht erzählt – er ist der fiktive Autor der Geschichte, der sich die Ereignisse rund um das Straßenkreuz, seine wachsende Freundschaft mit Rouven und seine heimliche Liebe zu einer Klassenkameradin von der Seele scheibt. Der Einstieg gelingt problemfrei – als Leser*in ist man schnell in der Handlung und begleitet Leon bei seinen Recherchen, nachdem sein Ethik-Referat so gar nicht den Kern des Themas Tod und Trauer getroffen hat. Gemeinsam mit Rouven beginnt er von vorne und aus dem unliebsamen Projekt wird mit der Zeit mehr, denn Leon will herausfinden, was es mit dem Kreuz auf sich hat, wer mittels Zettel nach Zeugen für den Unfall sucht, bei dem ein Radfahrer gestorben ist, wer die Blumen am Kreuz regelmäßig austauscht und wo das Opfer beerdigt ist. Während dieser Zeit lernt er auch Rouven besser kennen, der sich sicher ist schwul zu sein und sich erstmals Leon gegenüber anvertraut. Auch sonst haben die beiden viel gemeinsam, was ihre Gespräche miteinander umso intensiver und tiefgründiger macht. Man spürt, wie sich zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft entwickelt und wie sehr Leon an den Ermittlungen und Rouven wächst. Er wird mutiger, stärker und wachsamer für die Belange anderer, wenngleich er mit seinen leichten Depressionen zu kämpfen hat.
Volker Surmann greift in seinem Jugendbuch viele wichtige, ernste Themen auf – Trauer, Tod, Depressionen, Mobbing, selbstverletzendes Verhalten, Freundschaft, Homosexualität und Selbstfindung. Das ist eine Menge für ein recht dünnes Buch, doch man hat nie den Eindruck, dass es thematisch zu vollgepackt wirkt oder zu aufgesetzt. All diese Themen spielen mal eine kleine, mal eine große Rolle und haben alle ihre Daseinsberechtigung. Die Tatsache, dass Leon mit leichten Depressionen zu kämpfen hat wird so selbstverständlich und unaufgeregt in die Handlung eingebaut, dass man nie darüber stolpert. Ebenso verhält es sich mit all den anderen Themen, die angeschnitten werden. Der Autor weiß, wie man wichtige Themen inklusiv in das Buch einbindet.

Auch di Figuren können überzeugen, wirken realistisch und greifbar. Leon ist ein toller, sympathischer Charakter, der das Herz am rechten Fleck hat und keine Scheu davor hat, sowohl zu seinen Freunden als auch zu seinen Problemen zu stehen. Auch Rouven ist ein guter Freund, der Leon immer wieder einen Schubs in die richtige Richtung gibt und im Laufe der Geschichte spürbar auftaut. Die übrigen Figuren kommen nur am Rand vor, da der Fokus deutlich auf Leon und Rouven, ihrer Freundschaft und ihren Problemen liegt.

Stilistisch legt Volker Surmann ein sehr authentisches, gut geschriebenes Jugendbuch vor, dass durch einen schönen Sprachstil und tolle Dialoge besticht. Gerade die Gespräche zwischen den beiden Jungs, gleich ob verbal oder via Chat, sind das Highlight der Geschichte, denn diese sind mal locker und humorvoll, mal voller Traurigkeit und Tiefgründigkeit. Dank des Schreibstils ist man als Leser*in zudem sehr nah an der Handlung und erlebt das Auf und Ab von Leon hautnah mit. Volker Surmann beweist mit diesem Buch, dass ihm auch Geschichten für ein jüngeres Publikum liegen und man darf hoffen, dass er auch zukünftig immer wieder Bücher für Jugendliche schreibt.

Fazit:
„Leon Hertz und die Sache mit der Traurigkeit“ ist ein gelungenes, tiefgründiges und fesselndes Jugendbuch, dass nicht nur für die Zielgruppe (Leser*innen ab 12) geeignet ist, sondern an dem auch Ältere ihren Spaß haben werden. Das Roman besticht durch sympathische, greifbare Charaktere, eine schöne Coming-of-Age-Geschichte, in der viele wichtige Themen aufgegriffen werden und einen humorvollen, lockeren Schreibstil, der hervorragend die Gefühle des jungen Ich-Erzählers transportiert. Volker Surmann beweist, dass er sowohl sprachlich als auch inhaltlich für Jugendliche schreiben kann – es bleibt zu hoffen, dass der Autor auch zukünftig Bücher für jüngere Leser*innen schreibt. Wer authentische, anspruchsvolle Jugendliteratur liest, sollte auf jeden Fall zugreifen.

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