Autor: David Levithan
Hardcover: 400 Seiten
ISBN: 978-3841422194
Preis: 16,99 EUR (HC) | 9,99 EUR (eBook)
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Story:
So lange er denken kann, wacht A jeden Tag in einem anderen Körper und damit in einem anderen Leben auf. Feste Regeln und Gesetze gibt es kaum, so kann er männlich oder weiblich sein, allen Kulturen angehören und jeder Gesellschaftsschicht. Einzig das Alter der Körper entspricht ungefähr seinem eigenen. Zumeist versucht er das Leben, das er sich ausborgt, nicht durcheinander zu bringen und unbemerkt durch den Tag zu kommen.
Als er für einen Tag im Körper von Justin aufwacht und dessen Freundin Rhiannon kennenlernt, verliebt er sich unsterblich in sie. Plötzlich erwacht in A der Wunsch nach mehr und so beginnt er sein ursprüngliches Vorgehen zu verändern, um das Mädchen immer wieder zu treffen. Dabei wird erstmals ein Junge namens Nathan, den er ebenfalls für einen Tag “besetzt” hatte, auf seine Existenz aufmerksam, was einen großen Medienrummel mit sich bringt und den seltsamen Pastor Poole auf den Plan ruft. Doch dieses Problem ist für A zweitrangig, denn es stellt sich mehr und mehr die Frage, ob Rhiannon jemanden lieben kann, der jeden Tag ein anderer ist?
Eigene Meinung:
David Leviathan ist neben John Green einer der bekanntesten und erfolgreichsten Jugendbuchautoren unserer Zeit. Aus seiner Feder stammen Bücher wie “Nick & Norah – Soundtrack einer Nacht”, “Noahs Kuss” (beide gemeinsam mit Rahel Cohn geschrieben) und “Will und Will”, welches er mit John Green verfasste. In vielen Büchern ist Homosexualität ein zentrales Thema, da der Autor selbst schwul ist und einige seiner Geschichten auf realen Erlebnissen basieren.
Mit “Letztendlich sind wir dem Universum egal” erschien im März 2014 sein neuster und zugleich ungewöhnlichster Roman, der 2015 um der Fortsetzung “Rhiannon” erweitert werden soll, die die Ereignisse aus Rhiannons Sicht erzählen wird. Zudem gibt es das eBook “Six Earlier Days” (leider nicht in deutsch erhältlich), in dem der Leser kurze Einblicke in das Leben des Protagonisten erhält, bevor er ihr begegnete, und wie er zu der Persönlichkeit wurde, die er jetzt ist.
Die Grundidee des Buches ist ungewöhnlich und fantastisch zugleich. Doch David Leviathans Roman ist nicht im Fantasy-Bereich angesiedelt, sondern fest mit der Realität verwurzelt. Ein täglicher Körperwechsel, alle 24 Stunden ein neues Leben, in dem sich A zurechtfinden muss, bedeutet auch für den Leser jedes Mal eine neue Perspektive und neue Herausforderungen. Das macht “Letztendlich sind wir dem Universum egal” zu einem interessanten und spannenden Buch, da der Autor eine ganz andere Liebesgeschichte erzählt, die nur schwer realisierbar ist, selbst als Rhiannon die Wahrheit kennt und die Gefühle des Protagonisten erwidert. Was dem Leser von Anfang an wie eine unangenehme Vorahnung beschleicht, wird im Laufe der Geschichte auch A bewusst.
Die Liebesgeschichte zwischen A und Rhiannon ist zentrales Thema des Buches, wenngleich das bei der interessanten Hintergrundidee seltsam erscheint. So bekommt der Leser nie Antworten auf die Fragen, was dafür gesorgt hat, dass A täglich die Körper wechselt, oder ob es für ihn eine Möglichkeit gibt, den Fluch zu brechen. Hier arbeitet David Leviathan eher mit Andeutungen und durch Pastor Poole mit festen Hinweisen, die jedoch nicht gänzlich in die Geschichte eingebaut werden, so dass man durchaus mit einer Fortsetzung aus As Sicht rechnen könnte, da im Buch angesprochen wird, dass er nicht der Einzige ist. Dass der Autor diesen Punkt nicht vertieft mag seltsam erscheinen, doch es passt zum Gesamtaufbau und der Geschichte, die David Leviathan erzählen will – eine Liebesgeschichte, die über das körperliche hinaus geht und die ein oder andere philosophische Frage über das Leben, die Seele und die Persönlichkeit eines Menschen aufgreift. Auch stellt er offen die Frage, ob man in der Lage ist, einen Menschen um seiner Persönlichkeit Willen zu lieben, ganz egal welchen Körper man vor sich hat. So ist es A. vollkommen gleichgültig, ob er als Junge oder Mädchen einen Jungen oder ein Mädchen liebt, da für ihn nur die Person zählt, nicht der Körper, während sich viele damit schwer tun.
Die Charaktere sind, wie nicht anders zu erwarten, sehr realistisch und greifbar. Das trifft sowohl für A und Rhiannon zu, als auch für die vielen Jugendlichen, in deren Körper der Protagonist schlüpft. Als Leser lernt man einen bunten Querschnitt durch die amerikanische Jugend kennen: vom Footballstar zur hochnäsigen Cheerleaderin, vom Streber zum schwarzen Hausmädchen, das illegal für die Reichen putzt. Sie werden zwar nur gestreift, doch man erhält einen interessanten Einblick in die unterschiedlichen Schichten der amerikanischen Gesellschaft.
David Leviathans Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm. Wer seine Bücher kennt, weiß, wie nah der Autor an der heutigen Jugend schreibt und wie gut er sich in die Gefühlswelt eines Jugendlichen hineinversetzen kann. “Letztendlich sind wir dem Universum egal” ist hierbei keine Ausnahme – der Roman ist komplett aus As Sicht erzählt und logischerweise in der Ich-Perspektive geschrieben. Man lernt den Hauptcharakter sehr intensiv kennen, erlebt die Geschichte durch seine Augen. Daher wird man Umgebungsbeschreibungen oder Details eher weniger finden, da sich der Autor auf seinen Protagonisten, dessen Gefühle und Sinneseindrücke konzentriert. Dennoch hat man nie das Gefühl, das etwas fehlt, im Gegenteil. “Letztendlich sind wir dem Universum egal” ist perfekt, so wie es ist und liest sich dank des schönen Schreibstils und der interessanten Figuren flüssig und schnell.
Fazit:
“Letztendlich sind wir dem Universum egal” ist ein tolles, sensibles und eingehendes Buch über das Leben und die Liebe, ohne jemals ins Kitschige oder Dramatische abzudriften. David Leviathan ist ein außergewöhnliches, fast schon philosophisches Buch gelungen, das mehr zu bieten hat, als eine einfache Liebesgeschichte zwischen Junge und Mädchen. Die Charakter sind fesselnd und glaubwürdig, die Geschichte gut nachvollziehbar und mitreißend und der Stil des Autors stimmig und wunderbar. Ein Jugendbuch, das auch Erwachsenen zu empfehlen ist. Unbedingt reinschauen.