Autor: Jobst Mahrenholz
Taschenbuch: 388 Seiten
ISBN: 978-3944737379
Preis: 5,99 EUR (ebook) | 13,95 EUR (Taschenbuch)
Bestellen: Amazon
Story:
Für Luca Lauro geht ein langgehegter Traum in Erfüllung, als er endlich seine Ausbildung zum Koch im Restaurant seiner Familie antreten darf. Schnell wird klar, wie talentiert er ist und wie sehr ihm das Kochen am Herzen liegt. Einziger Wehrmutstropfen ist die Ankündigung seines Vaters, dass ein weiterer Auszubildender eingestellt wird: der Halbjapaner Shiro, der in Lucas Alter ist. Trotz gewisser Vorbehalte freunden sich die beiden an und schon bald entwickelt sich mehr zwischen Shiro und dem jüngsten Sprössling der Lauros. Im katholischen Italien ein Unding und als die Beziehung der beiden jungen Männer auffliegt, kommt es zum Bruch zwischen Luca und seiner Familie und der gemeinsamen Flucht mit Shiro nach Genova. Dort bauen sich die beiden ein neues Leben auf – Shiro nimmt eine Stelle als Barkeeper an, Luca arbeitet sich von seiner Stelle als Aushilfskoch, über seine Arbeit als exklusiver Caterer zu seiner eigenen Kochshow hoch, die ihn schlagartig zum jüngsten und beliebtesten Fernsehkoch Italiens macht. Doch das Leben ist ein beständiges Auf und Ab und vielen Änderungen unterworfen – was Luca immer wieder am eigenen Leib erfährt, und weder bei seinem Geliebten, noch bei neuen wie alten Freunden Halt macht …
Eigene Meinung:
Der Roman „Lucas Rezepte“ ist der erste Teil der Duologie „Il Gusto di Lauro“ von Jobst Mahrenholz und gleichzeitig das Debüt des Autors. Die Geschichte um Luca Lauro und seine Freunde wird in „Herzberührer“ fortgesetzt, der ebenfalls im deadsoft Verlag erschienen ist. Seiner Vorliebe für Italien frönt Jobst Mahrenholz auch in seinem aktuellen Roman „Der linke Fuß des Gondoliere“.
Die Geschichte handelt von Luca und seinen Freunden und deckt rund drei Jahre im Leben des jungen Kochs ab. Man lernt ihn im Schoß seiner Familie kennen, die für ihn zu Beginn des Buches alles bedeutet du begleitet ihn auf seinem schwierigen Weg nach Genova und in ein eigenständiges selbstbestimmtes Leben. Dabei beleuchtet Jobst Mahrenholz das ewig Auf und Ab im Lucas Leben, seinen Werdegang, seine Gefühle und die Fehler, die er im Laufe der Zeit macht. Insgesamt ist „Lucas Rezepte“ ein klassischer, authentischer Entwicklungsroman: Luca muss erwachsen werden und einen Platz im Leben finden – mal gelingen ihm Dinge, da er sehr einnehmen und charismatisch sein kann, mal scheitert er dank seiner direkten, mitunter aggressiven Art. Ihm zur Seite steht Shiro, wenngleich dieser immer wieder eigene Wege geht: die monatelange Reise nach Japan, seine Arbeit als Barkeeper und später Clubbesitzer.
Jobst Mahrenholz legt hierbei keine Liebensgeschichte inklusive Beziehungsdrama vor, sondern konzentriert sich auf die Entwicklung der Charaktere und die unterschiedlichen Probleme, denen sich Luca und seine Freunde stellen müssen. Dabei scheut er sich auch nicht vor tiefgängigeren Themen wie Partnerwechsel, Bruderliebe und dem Bruch mit der Familie, was den Leser zum Nachdenken anregt. Natürlich spielt auch die Liebe zwischen Luca und Shiro eine Rolle, doch sie trägt nicht die komplette Handlung, sondern ist nur ein kleiner Teil davon. Das merkt man auch daran, dass der Autor glücklicherweise auf explizite Erotikszenen verzichtet, sie lediglich kurz zusammenfasst, was perfekt zur Atmosphäre des Buches passt.
Neben der realistischen Geschichte können auch die Figuren überzeugen: Luca und seine Freunde sind sehr authentisch und lebendig. Der Leser kann sich von Anfang an hervorragend mit den Figuren identifizieren und versteht ihre Gedanken und Gefühle. Natürlich lernt man Luca am besten kennen – immerhin wird die Geschichte aus seiner Sicht erzählt, doch auch Shiro, Lucas Familie, Jack und Lorenzo bekommen genügend Raum, um sich weiterzuentwickeln. Natürlich legt Luca den größten Sprung hin – innerhalb des ersten Romans wird sowohl stärker und selbstbewusster, als auch sturer und unsensibler. Er ist im Grunde permanenten Änderungen unterworfen, da er sich verschiedenen Problemen entgegenstellen muss. Ein Pluspunkt ist hierbei, dass Jobst Mahrenholz nicht nur positive Charaktere erschafft, sondern jeder der Protagonisten auch seine dunklen bzw. schlechten Seiten hat. Sie sind nicht perfekt, sondern menschlich und dadurch greifbar. Sie handeln logisch, mal durch Gefühle geleitet, mal fast schon berechnend. All das macht „Lucas Rezepte“ spannend und mitreißend, obwohl es sich „nur“ um einen soapigen Entwicklungsroman eines italienischen Kochs handelt.
Stilistisch legt Jobst Mahrenholz ein beeindruckendes, gut geschriebenes Debüt vor. Er hat einen sehr klaren, direkten Stil, der sich gänzlich auf Luca und seine Entwicklung konzentriert und alles aus dessen Sicht beschreibt. Der Autor weist dabei großes sprachliches Geschick und einen hohen Wortschatz auf, zudem hat man das Gefühl Fano, Genova und die italienische Küche hautnah zu erleben. Die Beschreibungen der Städte sind ebenso lebendig, wie die über das Kochen, so dass man unwillkürlich Fernweh verspürt und geneigt ist irgendwann al nach Italien zu reisen und den Spuren von Luca und Shiro zu folgen.
Fazit:
„Lucas Rezepte“ ist ein wundervoller schwuler Entwicklungsroman, der sowohl mit einer authentischen Geschichte, als auch mit lebendigen, realistischen Figuren punkten kann. Jobst Mahrenholz hat einen sehr soliden, schlichten Schreibstil, der dem Leser die Sonne Italiens näher bringt und die Lust aufs Leben (und Kochen) weckt. Wer ernste, realistische Romane sucht, der sollte sich „Lucas Rezepte“ nicht entgehen lassen. Er ist eine willkommene und gelungene Abwechslung zu den Gay Romance Büchern, die den deutschen Markt fluten. Uneingeschränkt zu empfehlen.
Ich finde Ihren Blog sehr toll, hier vergeht meine Langeweile. Vielen Dank dafür! Beste Grüße, Charlotte.