Autor: Jo Stephan
Taschenbuch: 229 Seiten
ISBN-13: 978-9963523498
Preis: 2,99 EUR (eBook) | 12,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
So hat sich der schwule Friseur Maximilian seinen ersten Einsatz als Zeugwart beim Fußballspiel seiner neuen Wahlheimat Pfenningen, in der Nähe von Augsburg, nicht vorgestellt. Noch vor dem Anpfiff stolpert er über die Leiche des Schiedsrichter Gerhard Nadlinger, den meisten bekannt als der „geile“ Gerd. Die Polizei tappt im Dunkeln und als er zufällig Gerds Halbschwester Geli kennenlernt, beschließen die beiden die Suche nach dem Mörder selbst in die Hand zu nehmen.
Dem chaotischen Duo schließen sich zudem noch Maximilians Ex Henning an, die schwule Clique rund um den schrillen, extrovertierten Alfie und Gelis skurrile und exzentrische Oma Edith. Schnell wird die Mörderjagd zu einem chaotischen Durcheinander und niemand glaubt wirklich an den Erfolg der illustren Runde. Erst als plötzlich Anschläge auf Geli und Max verübt werde, bemerken sie, dass sie dem Täter tatsächlich auf der Spur sind …
Eigene Meinung:
Seit Anfang 2013 versorgt der Bookshouse Verlag die Leserschaft mit einem breitgefächerten Verlagsprogramm, das nahezu alle Genres umfasst. Mit „Mörderischer Anpfiff“ von Jo Stephan wagt man sich an ein weiteres Werk mit schwulem Helden, nachdem „Schattengrenzen 2 – Der Rebell“ von Tanja Meurer bereits mit einem homosexuellen Hauptcharakter aufwartete. Während „Der Rebell“ im Mystery-Thriller Genre angesiedelt ist, handelt es sich bei „Mörderischer Anpfiff um einen witzigen, lockeren Krimi, der die Auflösung des eigentlichen Kriminalfalls eher an zweiter Stelle setzt und sich mehr auf die Figuren konzentriert.
Inhaltlich sollte man daher keinen ausgereiften Krimi erwarten, bei dem man miträtseln- oder fiebern kann. Das liegt vor allem an der skurrilen Mischung und den schrägen Charakteren, die schnell von dem eigentlichen Inhalt ablenken. So stolpern Max und seine Freunde einfach durch die Handlung, wissen selten, was zu tun ist und kommen dem Täter eher durch Zufall auf die Spur. Leider ist gerade dieser Punkt sehr unausgegoren, da man nicht so recht versteht, wann und wo sie den Mörder aufschrecken und was genau den Täter dazu bringt, zu solch rabiaten Mitteln zu greifen (die Angriffe auf Geli und Max sind wirklich übertrieben). Gegen Ende fügt sich alles irgendwie zusammen, doch wirklich zufrieden ist man als Leser nicht. Die große Enthüllung wirkt zu aufgesetzt, die Hintergründe zu unlogisch, um den Tathergang und das Motiv nachvollziehe zu können.
Schade ist auch, dass es kaum echte Ermittlungsarbeit gibt. Viele Gespräche mit Zeugen oder Freunden des Opfers werden in einer kurzen Rückblende zusammengefasst, anstatt sie dem Leser aktiv zu beschreiben. Spätestens an diesem Punkt merkt man, dass „Mörderischer Anpfiff“ kein richtiger Krimi ist, da das passende Flair fehlt.
Auch sollten sich Fans von schwuler Romantik und Erotik im Vorfeld klar sein, dass es sich bei „Mörderischer Anpfiff“ nicht um eine Liebesgeschichte oder ein Beziehungsdrama handelt. Das Buch ist ein witziger Krimi mit mehreren schwulen Helden. Das ist auf der einen Seite durchaus schön, weil Jo Stephan in eine andere Richtung geht und die Handlung nicht um eine Liebesgeschichte oder Erotik aufbaut wie es bei Gay Romance oft der Fall ist, doch ein wenig mehr hätte es durchaus sein können. Potenzial wäre durch Max und Henning da gewesen, aber vielleicht gibt es in der Fortsetzung mehr. Immerhin lief das Buch unter dem Reihentitel „schwarz, schwul & cool“, sprich es dürften weitere Bände folgen.
Trotz der inhaltlichen Kritik liest sich das Buch schnell, was an den skurrilen und exzentrischen Charakteren und der Situationskomik liegt. Allerdings muss man spätestens nach der Hälfte zugeben, dass es einfach zu viel des Guten war. Hier hat man versucht zwanghaft komisch und witzig zu sein, was leider nur bedingt geglückt ist. Sicherlich – die Charaktere sind schillernd, jeder hat einige tolle Charakterzüge, die in Erinnerung bleiben; aber es überrollt den Leser einfach. Alfie ist unsagbar anstrengend und egozentrisch, Edith zwar witzig und nicht auf den Mund gefallen, aber leider zu überspitzt dargestellt und damit die meiste Zeit unglaubwürdig. Selbst Max‘ Art ist nur schwer zu nehmen und Henning bleibt zu blass, um wirklich hervor zu stechen. Lediglich Geli ist halbwegs normal dargestellt und nachvollziehbar.
Stilistisch ist „Mörderischer Anpfiff“ gut geschrieben. Jo Stephan hat einen flüssigen Schreibstil und versteht es die unterschiedlichen Figuren in Szene zu setzen. Gerade Edith mit ihrer schnodderigen und unverblümten Sprache weiß zu gefallen, ihre Kommentare sind durch ihre schonungslos ehrliche Art witzig und unterhaltsam. Auch die Dialoge sind gut umgesetzt – es macht Spaß die Streitereien und Diskussionen zu lesen und die Charaktere auf diesem Weg kennen zu lernen.
Wer den Autor kennt, hinter dem sich eine Autorin aus dem Romantik/Erotik-Genre verbirgt, erkennt auch den eingebauten Insider wieder. Damit sind nicht nur die Beschreibungen und Fotografien von Augsburg gemeint, die den Roman abrunden, sondern die Szene, in der Max und Geli eine erotische Lesung besuchen. Ob das dem Leser gefällt oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen.
Fazit:
„Mörderischer Anpfiff“ ist ein unterhaltsames Buch für zwischendurch, das besonders Fans skurriler Figuren und von Situationskomik begeistern dürfte. Wer einen echten Krimi sucht, ist hier ebenso falsch, wie Fans von Gay Romance bzw. von Romanen mit schwulem Thema. Die meisten Figuren sind zwar schwul, allerdings auf eine klischeehafte und übertriebene Art, die teilweise ein seltsames Bild vermittelt. Im Zweifelsfall einen Blick in die Leseprobe werfen.
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