Autor*in: Kathrin Tordasi
Taschenbuch: 464 Seiten
ISBN: 978-3596707539
Preis: 12,99 EUR (eBook) / 18,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Tag und Nacht, Ordnung und Chaos gelten als die Urkräfte des Kosmos. Sind die Kräfte im Ungleichgewicht droht die Apokalypse in Form des Chaosträgers, der die Welt in den Untergang führt. Nyx und James sind Nachtboten und spüren deutlich, dass ein neuer Chaosträger erwacht ist – Menschen, die vom Chaos infiziert werden, sterben und die Tagboten des Orden des ersten Tages machen verstärkt Jagd auf Nachtboten, denn zumeist werden diese unfreiwillig zu den Wesen, die das Ende der Welt einläuten. Doch während sie nach einem friedlichen Weg suchen, sehen die Tagboten ihre Mission pragmatisch – wer tot ist, kann kein Chaosträger mehr werden. Nichtsdestotrotz versuchen Nyx und James herauszufinden, was passiert und müssen erkennen, dass ihre gemeinsame Vergangenheit der Schlüssel ist …
Eigene Meinung:
Der dystopisch angehauchte Urban Fantasy „Nightowls: Boten er Dämmerung“ erschien Anfang März 2024 bei Fischer Tor und stammt aus der Feder der Autorin Kathrin Tordasi, die bisher vorwiegend Kinderbücher geschrieben hat. Mit der Geschichte um Nyx und James wendet sie sich eher an erwachsene Leser*innen, die düstere Urban Fantasy mit queeren Figuren und überraschenden Wendungen mögen.
Der Einstieg in die Geschichte fällt leicht – man ist direkt im Geschehen und lernt nach und nach die vier wichtigsten Figuren kennen, aus deren Sicht die Ereignisse erzählt werden. Den größten Raum nimmt hierbei die Nachtbotin Nyx ein, die gerade zum Ende hin zur wichtigsten Figur der gesamten Geschichte wird. Doch bis man sich dem spannenden Finale widmen kann, muss man sich durch einen teilweise zähen Mittelteil kämpfen, der Leser*innen nicht immer abholt. So interessant und innovativ die Hintergrundidee ist, so angenehm natürlich und unaufgeregt queere Figuren und Themen eingebaut sind und so actionhaltig die Kämpfe gegen die Tagboten sind, aus irgendeinem Grund kann das Buch nicht vollständig fesseln. Vielleicht liegt das an den vier Perspektiven aus denen erzählt wird und die immer wieder dafür sorgen, dass man aus einem spannenden Handlungsstrang herausgerissen wird. So will man öfters eher das Schicksal einer bestimmten Figur erfahren, bekommt aber stattdessen ein eher langatmiges Kapitel über einen anderen Charakter präsentiert. Auch stört es mit der Zeit, dass die Figuren (gerade zu Beginn) nicht miteinander reden und sich austauschen. Wie schnell könnte sich die Geschichte entwickeln, wenn man nicht den Eindruck hätte, sie würden die wichtigsten Informationen voreinander verbergen. Und warum einige Punkte s gar nicht mehr aufgeklärt werden (wie einige seltsame Anrufe, die James erhält), versteht man auch nicht so ganz.
Trotz der Kritikpunkte kann die Geschichte im Großen und Ganzen dennoch überzeugen, denn das spannende Finale und das gelungene Worldbuilding sorgt dafür, dass man das Buch am Ende mit einem guten Gefühl beiseitelegt. Auch die Idee, dass es mehr gibt als Tag und Nacht, ist gelungen und fügt sich gut in das Konzept der Geschichte.
Die Figuren sind sympathisch, authentisch und haben alle ihre Stärken und Schwächen. Auf Nyx liegt unverkennbar der Schwerpunkt – sie ist zum Ende hin der Dreh- und Angelpunkt, was dafür sorgt, dass man sie am besten kennenlernt. James wirkt im Vergleich zu ihr recht blass, denn auch wenn man viel über ihn, seine Gefühle und Beweggründe erfährt, bleibt er doch ein wenig ungreifbar, viel Dinge, die ihm widerfahren werden nur oberflächlich aufgelöst. Mit der Seherin Birdie wird eine interessante Figur eingeführt, die gerade Nyx näherkommt und diese in allen Punkten unterstützt – sie hat eine gänzlich andere Perspektive auf die Ereignisse als die meisten anderen. Mit Ein baut die Autorin eine Person in die Geschichte ein, der keine besonderen Fähigkeiten zufallen und die eher zufällig in die Ereignisse stolpert – bis zum großen Finale bleibt sie recht blass und wirkt wie eine stille Beobachterin, die zufällig in der Welt der Tag- und Nachtboten hineingestolpert ist.
Die übrigen Figuren sind mal mehr mal weniger ausgearbeitet – je nachdem welche Rollen ihnen in der Handlung zufallen.
Stilistisch legt Kathrin Tordasi ein solide geschriebenes, sehr stimmungsvolles Buch vor, das durch schöne Beschreibungen und ein tolles Worldbuidling besticht – man taucht gerne in eine Welt ein, in der Tag und Nacht, Ordnung und Chaos eine solch tragende Rolle spielen und eine Apokalypse kurz bevorsteht. Auch die Dialoge lese sich gut und glaubwürdig, ebenso wird Queerness ohne viel Aufheben eingebaut – so wie man es sich wünscht. Leider wird durch die vier wechselnden Perspektiven spürbar die Spannung aus der Geschichte genommen, denn sobald man ganz bei einem*r der Held*innen ist und sich ein Kampf oder eine Offenbarung ankündigt, kommt ein Perspektivwechsel und man ist bei einer Figur, die am anderen Ende des Landes ist und nichts von den Ereignissen weiß. Auf diese Art flacht der Spannungsbogen immer wieder ab du man möchte am liebsten die Kapitel überblättern, um an dem Punkt weiterlesen zu können, der in dem Moment am fesselndsten ist.
Fazit:
Mit „Nightowls“ legt Kathrin Tordasi einen schönen Urban Fantasy voller Queerness und Diversität vor, der jedoch nicht gänzlich fesseln kann und durch die vielen Perspektivwechsel spürbar an Spannung einbüßt. Dafür erwartet Leser*innen eine schöne Hintergrundwelt, ein packendes Finale und die ein oder andere überraschende Wendung. Auch der bildhafte Schreibstil kann überzeugen, ganz besonders bei Beschreibungen von Ereignissen und Gefühlswelten zeigen sie die Stärken von „Nightowls“. Wer leicht apokalyptische, queere Urban Fantasy mag, sollte trotz der genannten Schwächen einen Blick riskieren.