Autor: Antje Wagner
Taschenbuch: 206 Seiten
ISBN: 978-3833350894
Preis: 7,95 EUR (Taschenbuch) | 9,99 EUR (eBook)
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Story:
Die 26-jährige Milana und ihre beste Freundin Polly sind auf der Flucht, denn Polly hat einen Mord begangen. Daher leben sie im Verborgenen, versuchen sich unauffällig zu bleiben und gehen anderen Menschen aus dem Weg – zum einen um nicht aufzufliegen, zum anderen weil Polly negativ auffällt, wenn sie spricht. Die junge Frau umgibt eine Aura, die die meisten Menschen verstörend finden, weswegen Milana die Aushilfsjobs annimmt und sich darum kümmert ihre Barschaft ein wenig aufzubessern. Letztendlich bleibt den beiden grundverschiedenen Frauen jedoch nur der Weg zu einem abgelegenen Haus in Schweden, von dem nur die beiden wissen und in dem vor vielen Jahren etwas Furchtbares geschehen ist …
Eigene Meinung:
Der knapp 200 Seiten dicke Roman „Schattengesicht“ stammt von Antje Wagner und erschien 2010 im Querverlag. Aufgrund des Erfolges ihres ersten Jugendbuches „Unland“ brachte Bloomsbury den Thriller zwei Jahre später in einer Neuauflage mit neuem Cover heraus. Inzwischen liegen bei beiden Verlagen mehrere Romane vor – beim Querverlag lesbische Krimis und Thriller, bei Bloomsbury genregleiche Jugendbücher.
Antje Wagner hat eine ungewöhnliche Art gewählt die Geschichte von Milana und Polly zu erzählen – sie läuft rückwärts und springt zeitlich immer wieder um mehrere Jahre zurück, bis man in der Kindheit der beiden Mädchen angelangt ist, wo endlich geklärt wird, was die beiden miteinander verbindet. Das mag zu Beginn ein wenig verwirrend sein, entwickelt aber im Laufe der Zeit eine ungeahnte Sogwirkung, so dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann. Die Spannungskurve ist durchweg sehr hoch, da man erst nach und nach die Geheimnisse der beiden jungen Frauen aufdeckt und Antje Wagner die brennendsten Fragen erst am Schluss beantwortet. Auch sorgt die geringe Seitenzahl für eine unglaublich dichte Atmosphäre, da man das Gefühl hat die reine Essenz der Geschichte zu lesen – umständliche Beschreibungen oder ausufernde Erklärungen sucht man in „Schattengesicht“ vergeblich. Alles, was die Geschichte hemmt oder nicht voranbringt wurde weggelassen, was sich positiv auf das Vorankommen der komplexen Handlung auswirkt.
Die Charaktere sind unterschiedlich wie Tag und Nacht – Milana ist eher introvertiert, zurückhaltend und fast ausschließlich auf Polly fixiert, diese wiederum ist offensiver, lauter und ausdrucksstärker, wenngleich dies ihre Mitmenschen abstößt. Zusammen ergeben sie ein eigenartiges Gespann, das fast schon obsessiv aneinander festhält. Ob zwischen den beiden Frauen mehr herrscht als Freundschaft, muss jeder selbst für sich entscheiden. Auf jeden Fall zeichnet Antje Wagner ihre Figuren sehr authentisch und gut nachvollziehbar. Man kann sich gut in Milana hineinversetzen, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird.
Stilistisch bewegt sich Antje Wagner auf hohem Niveau – sie hat eine fast schon poetische Sprache, die die Geschichte fesselnd, spannend und berührend wiedergibt und von dem Leben zweier junger Frauen erzählt, die mehr miteinander teilen, als Freundschaft und Sympathie. Dank der kurzen, prägnanten Sätze und des klaren Stils wird es nie langweilig. Der Leser bleibt kontinuierlich am Ball und wird von der Geschichte mitgerissen. Nichtsdestotrotz muss man den ungewöhnlichen, präzisen Stil der Autorin mögen – er ist durchaus gewöhnungsbedürftig, wenn man Bücher mit ausufernden Beschreibungen und sehr langen Dialogen mag.
Fazit:
„Schattengesicht“ ist ein ungewöhnlicher Thriller, der durch eine extrem spannende Geschichte, interessante Charaktere und einen sehr eindringlichen Schreibstil besticht. Wer auf der Suche nach ungewöhnlichen Büchern und überraschenden Wendung ist, ist mit Antje Wagners Roman an der richtigen Adresse – ihr gelingt auf knapp 200 Seiten, was mancher Autor mit einer Trilogie nicht schafft: Spannung, Atmosphäre und eine Enthüllung, die einen auch auf den letzten Seiten zu überraschen weiß. Zu empfehlen.
2 Gedanken zu „[ROMAN] Schattengesicht von Antje Wagner“