Autor*in: Tanja Meurer
Taschenbuch: 342 Seiten
ISBN: 978-3991440321
Preis: 6,99 EUR (eBook) / 17,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Nach ihrer Flucht aus Aboutreikas Villa verschlechtert sich die Lage für Oliver Hoffmann und seine Brüder, denn Aboutreika zieht alle Register. Auch die ermittelnden Beamten Daniel Kuhn und Matthias Habicht können kaum noch unterstützen, da beide suspendiert werden. Während sie in der Realität in der alten Wohnung ihres Großvaters Zuflucht finden, zeigt sich endlich, was Aboutreika so verzweifelt bei der Familie Hoffmann zu finden versucht – uralte Papyri, auf denen Geheimnisse und Rituale der Totenwelt verzeichnet sind, die dem Besitzer schier unendliche Macht verleihen. Und es zeigt sich, dass Aboutreikas Körper von einer wesentlich älteren, gefährlicheren Seele besetzt wird, die sich ein eigenes Sanctum hinter den Spiegeln erschaffen hat …
Eigene Meinung:
Mit dem Band „Freigeist“ schließt die Wiesbadener Autorin Tanja Meurer die Geschichte von Oliver Hoffmann, Daniel Kuhn und ihren unheimlichen Erlebnissen hinter den Spiegeln ab – nahezu alle Geheimnisse werden gelüftet und die Wahrheit ans Licht gebracht. Mit knapp 350 Seiten ist der Band etwas umfangreicher als der Vorgänger, dennoch wesentlich kürzer als „Der Rebell“, der den Auftakt zur Geschichte bildet. Da die Bücher aufeinander aufbauen, müssen sie unbedingt in der richtigen Reihenfolge gelesen werden.
Die Geschichte führt die Ereignisse aus „Grenzgänger“ nahtlos weiter – im Grunde handelt es sich bei „Grenzgänger“ und „Freigeist“ um einen Band, der aufgrund des Umfangs geteilt wurde. Oliver und seine Brüder kämpfen gegen Windmühlen und können die meiste Zeit nur noch reagieren, denn die Zeit der Recherche ist weitestgehend vorbei, stattdessen bekommen sie es direkt mit Aboutreika und seiner Macht zu tun. Das betrifft nicht nur seine Fähigkeiten hinter den Spiegeln, sondern auch seinen Einfluss in der realen Welt, der den ermittelnden Beamten jede Möglichkeit nimmt, die Hoffmann-Brüder zu unterstützen.
Für den letzten Teil hat sich die Autorin noch den ein oder anderen Twist einfallen lassen und enthüllt mit den Papyri endlich die wahren Beweggründe Aboutreikas. Zudem führt sie eine weitere für die Ereignisse wichtige Familie ein und eine Figur, die über ähnliche Fähigkeiten verfügt wie Olivers Hauptgegner. Auch die Welt hinter den Spiegeln wird noch einmal deutlicher und greifbarer beschrieben – man erfährt mehr über diese unheimliche Welt, in der nicht nur Geister existieren, sondern auch Widergänger und andere untote Wesen. Tanja Meurer hat eine interessante, sehr komplexe Welt erschaffen, die sicherlich weitere Geheimnisse in sich trägt und noch lange nicht von Oliver und Daniel ergründet wurde.
Das Finale ist sehr actionreich und findet passenderweise in der Welt hinter den Spiegeln statt – hierbei ist die volle Aufmerksamkeit der Lesenden gefordert, denn man verliert schnell den roten Faden, wenn man der Geschichte zu oberflächlich folgt. Die Autorin hat zu ihren detaillierten, sehr ausführlichen Beschreibungen zurückgefunden, was dafür sorgt, dass man mitunter aus den Augen verliert, was eigentlich passiert. Hier büßt die Geschichte teils ein wenig an Fahrt ein. Zudem bleiben zu Ende hin leider einige Fragen zum Ende des Kampfes offen, was schade ist, wird doch im Grunde so gut wie alles sehr ausführlich dargelegt.
Die Figuren wurden auch in diesem Band sehr gut gezeichnet und erhalten noch mehr Tiefe – man lernt sowohl die Haupt- als auch die Nebenfiguren sehr gut kennen. Es werden einige neue Charaktere in die Handlung eingeführt, die mit der Zeit immer wichtiger werden, andere spielen nur noch am Rande eine Rolle. Was für die Geschichte bezeichnend ist, ist die Tatsache, dass die Figuren kaum Zeit habe durchzuatmen, sich zu sammeln oder ihre Wunden zu versorgen – es geht Schlag auf Schlag und am Ende fragt man sich, wie es Oliver und Daniel gelungen ist, all die Ereignisse durchzustehen ohne zusammen zu brechen.
Stilistisch bleibt sich Tanja Meurer treu – die Beschreibungen sind sehr ausführlich und detailliert, die Dialoge sind intensiv und als Lesender ist man immer hautnah bei den Figuren dabei und erfährt haargenau das, was auch sie sehen und erleben. Wie im Buch „Grenzgänger“ wechselt sich die Perspektive von Oliver und Daniel ab, so dass man die beiden jungen Männer am besten kennenlernt und stets auf demselben Wissensstand ist wie die beiden. Da es wirklich Schlag auf Schlag geht, sucht man ruhigere Momente und banalere Szenen vergeblich – „Freigeist“ ist kein Buch für Zwischendurch (weder vom Inhalt noch vom Stil her), sondern erfordert volle Aufmerksamkeit und Konzentration.
Fazit:
Mit „Freigeist“ legt Tanja Meurer das packende Finale ihrer „Schattengrenzen“-Reihe vor und führt die losen Fäden der vorherigen Bände zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen – die grausamen Morde von Olivers Vater, die unheimliche Buchhandlung von Olivers Großvater mit dem versteckten Archiv und seinen gefährlichen, verfluchten Dokumenten, die Geheimnisse des Geschäftsmannes Amman Aboutreikas und die Welt hinter den Spiegeln, in der nicht nur Geister existieren. Es ist eine komplexe Geschichte voller Geister, Monster und einem jungen Mann, der Antworten auf Fragen sucht und mehr offenlegt als er erwartet hat. Wer unheimliche Geschichten, Horror und Mystery Thriller mag und vor den ausführlichen, detaillierten Beschreibungen nicht zurückschreckt, sollte einen Blick riskieren – es empfiehlt sich mit „Der Rebell“ anzufangen und das Buch nicht nebenbei (oder vor dem Schlafengehen) zu lesen …