[ROMAN] Secondhand Toyfriend von darkvictory & Kostas Kind

Autor*in: darkvictory & Kostas Kind
Taschenbuch: 256Seiten
ISBN: 978-3733550370
Preis: 12,99 EUR (eBook) / 14,90 EUR (Taschenbuch) / 24,00 EUR (Hardcover
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Story:
Der 17-jährige Damian will sich endlich sicher sein, ob er schwul ist oder nicht, denn auch wenn er seine Freundin Emma liebt, so fühlt er sich körperlich von ihr weniger angezogen. Sein Plan, sich ein Sextoy über ein Kleinanzeigen-Inserat zu besorgen, um bei der Nutzung Gewissheit zu erhalten, ist sowohl verzweifelt als auch gewagt, immerhin soll niemand wissen, was er sich bestellt und mit welchen Problemen er kämpft. Für Emil, den Ersteller der Anzeige, kommt die Anfrage überraschend, da er sie nur als Scherz eingestellt hat. Mit der Zeit lernen sich die beiden Teenager via Chat und Mails besser kennen und was seitens Emil als Scherz begann, wird bald ernster als er gedacht hat …

Eigene Meinung:
„Secondhand Toyfriend“ stammt aus der Feder von Marik ›Mik‹ Roeder aka darkviktory und Kostas Weiß aka Kostas Kind, die beide durch ihre YouTube Kanäle bekannt geworden sind und sich auch sonst in der Social Media Szene einen Namen gemacht haben. Von darkviktory liegt zudem bereits das Jugendbuch „One Exit“ vor, das es 2019 auf die SPIEGEL-Bestsellerliste schaffte. Der Roman über Damian und Emil ist das erste gemeinschaftliche Werk der beiden Künstler. Das Buch erschien bei Fischer Sauerländer sowohl als normales Paperback als auch als Collectors Edition mit speziellem Cover und farbiger Innenaufmachung. Zudem liegt ein von den beiden Autoren eingesprochenes Hörbuch vor.

Der Aufhänger zur Geschichte und dem Kennenlernen der beiden Figuren wirkt stark konstruiert und an den Haaren herbeigezogen, denn man fragt sich direkt am Anfang, welcher Teenager auf solch eine abstruse Idee kommt und seine Homosexualität mittels Sextoy herausfinden will. Als wären die anderen Hinweise, die ihm sein Körper sendet, nicht eindeutig genug, um sich mit diesem Gedanken auseinander zu setzen, zumal es nicht nur die Label schwul und hetero gibt, sondern auch eine Menge dazwischen. Auch die Tatsache, dass Emil seine Sextoys offen im Zimmer herumliegen lässt, so dass sein Vater sie zwangsläufig sieht, sobald er den Raum betritt, wirkt stark überzogen – wer würde so etwas machen? Wen die konstruierte Geschichte nicht stört und wer ein Fan der beiden Autoren ist, bekommt eine recht seichte, humorvolle Coming-Out Geschichte gliefert, bei denen sich die beiden Hauptfiguren online kennenlernen und die Interaktionen hauptsächlich via Mails und Chats stattfinden. Natürlich kommen sie sich während der Gespräche näher, mit der Zeit baut sich sogar ein gewisses Maß an Vertrauen zwischen ihnen auf und sie werden mutiger, persönliche Dinge anzusprechen. Natürlich darf eine ordentliche Portion Drama zum Ende hin nicht fehlen, ebenso ein richtiges Kennenlernen.
Die Gestaltung des Buches wiederum ist gut gelungen – die Chatverläufe sind entsprechend aufbereitet und es gibt sogar hin und wieder Bilder von Damian und Emil, die passend in die Chatverläufe eingebaut sind.

Die Figuren wirken sehr künstlich und wenig glaubwürdig. Sowohl Damian als auch Emil sind alles andere als realistisch und glaubwürdig in Szene gesetzt. In ihren Entscheidungen und ihrem recht stereotypen Leben wirken eher wie Manga-Figuren als wie Jugendliche, die mit ihrem Leben zu kämpfen haben. Sicherlich haben sie ihre Sorgen und Probleme, doch für Leser*innen sind diese nur schwer greifbar. Sie bleiben beim Lesen eher fremd, man baut keine emotionale Bindung zu den beiden Protagonisten auf. Auch die restlichen Figuren bleiben entweder blass oder kommen extrem unsympathisch daher. Ganz besonders Emils Freundin Buffy entsetzt mit ihrer Aktion zum Ende hin, denn diese ist nicht nur hinterhältig, sondern auch übergriffig und rücksichtslos. So ganz versteht man Emil nicht, warum er mit jemandem befreundet sein will, der einem mutwillig schaden will.

Stilistisch wirkt die Geschichte weniger wie ein Jugendbuch, sondern eher wie eine Fanfiction, die man auf den üblichen Portalen lesen kann – der Schreibstil ist seicht, teilweise tummeln sich grammatikalische Fehler und es Satz- und Zeichenfehler in den Kapiteln, die man nur schwer ignorieren kann. Auch sonst mangelt es an bildhaften Beschreibungen, so dass man sich die Handlungsorte und teilweise auch die Nebenfiguren nur schwer vorstellen kann. Die Geschichte wird abwechselnd aus Damians und Emils Sicht erzählt, so dass man das Leben der beiden kennenlernen kann, ebenso ihre Gedanken und Gefühle. Stilistisch gibt es zwischen den beiden Perspektiven kaum einen Unterschied – die beiden Autoren haben einen ähnlich lockeren Schreibstil.

Fazit:
„Secondhand Toyfriend“ kann leider nicht ganz überzeugen, denn sowohl inhaltlich als auch stilistisch gibt es viele Mankos, die das Lesevergnügen trüben – die Figuren sind unglaubwürdig und klischeehaft, die Geschichte wirkt stark überzogen und der Aufhänger zum Kennenlernen stark konstruiert. Der Schreibstil der beiden Autoren ist zwar leicht, aber auch fehlerbehaftet und ohne jeglichen Tiefgang. Man kann sich dem Gefühl nicht verschließen, dass Fischer Sauerländer den Roman herausgegeben hat, weil die beiden Autoren eine entsprechend große Fangemeinde haben und in der Szene bekannt sind. Es ist schade, dass nicht mehr Sorgfalt in den Text geflossen ist, denn ein wenig mehr hätte man im Rahmen eines soliden Lektorats mehr aus der Geschichte herausholen können. So bleibt „Secondhand Boyfriend“ leider nur etwas für Fans der Künstler und solche die seichte Gay Romance Geschichten mögen.

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