[ROMAN] Sekundensache von Alexej Winter

Autor: Alexej Winter
Taschenbuch: 196 Seiten
ISBN-13: 978-3902885388
Preis: 6,49 EUR (eBook) |13,90 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Der 17-jährige Halbspanier Luca verbringt die Sommerferien zusammen mit seiner besten Freundin Lilly in einem kleinen deutschen Örtchen, weit weg von der Wohnung seiner Großeltern. Während Lilly die dortige Fußballmannschaft auf das bevorstehende Sommerfest, inklusive Freundschaftsspiel gegen eine spanische Mannschaft, vorbereiten soll, darf Luca für den verletzten Manuel einspringen. Schon am ersten Tag lernt er den Spieler Bela kennen und zwischen den beiden funkt es gewaltig. Allerdings hält Bela den Jungen immer wieder auf Abstand, zum einen weil er sich nicht outen will, zum anderen aufgrund seiner despotischen Mutter und seiner Schwester Kim. Als in den Reihen der spanischen Fußballer auch noch ein alter Bekannter aus Belas Vergangenheit auftaucht und diesen zusätzlich unter Druck setzt, überschlagen sich die Ereignisse …

Eigene Meinung:
„Sekundensache“ ist der Debütroman des Autos Alexej Winter, der 2014 im österreichischen HOMO Literra Verlag erschien.

Inhaltlich bietet „Sekundensache“ einen typischen Coming-Out Roman, der mit den damit verbundenen Problemen für die Charaktere aufwartet, wenngleich der Autor immer wieder ungewöhnliche, manchmal sogar etwas seltsame Wege einschlägt. Der Einstieg gelingt nur bedingt gut, da sich am Anfang eine Menge Fragen aufgeworfen werden, die erst nach und nach beantwortet werden. Dadurch dauert es einige Kapitel, bis man genauer weiß, wo das Ganze stattfindet, wie die Zusammenhänge sind und wie die Beziehung zwischen den einzelnen Figuren ist. Dennoch schleichen sich immer wieder Logiklücken ein, die den Lesefluss hemmen und dafür sorgen, dass man nicht so gut vorankommt.

Hauptproblem sind hierbei die Charaktere, die es schwer machen, sich auf die Geschichte einzulassen. Sie bleiben relativ blass, sehr künstlich und sind oftmals nicht nachvollziehbar. Dadurch leidet auch immer wieder die Glaubwürdigkeit und es fällt schwer sich mit der Handlung und den aktiven Figuren zu identifizieren. Bei einigen Charakteren hat man zudem das Gefühl, dass sie nur zu einem bestimmten Zweck eingebaut werden und anschließend einfach vergessen werden – Manuel taucht beispielsweise nur am Anfang auf, später findet er kaum noch Erwähnung. Auch Luca und Bela können nicht ganz überzeugen – gerade Bela wirkt nicht wie ein 25-Jähriger. Sein gesamtes Auftreten und seine Art machen es dem Leser schwer sich auf ihn einzulassen. Er springt in seinem Charakter oftmals von einem Extrem ins andere, so dass man nie weiß, woran man bei ihm ist. Auch Lucas Beweggründe und ein Teil seiner Aktionen bleiben im Dunkeln. Man versteht ihn nicht immer, insbesondere sein permanentes Schweigen gegenüber Lilly hinsichtlich seiner sexuellen Orientierung ist mit der Zeit beinah nervig. Ein Großteil der Missverständnisse und Probleme, die im Buch aufgebaut werden, könnte mit einem einfachen Gespräch beseitigt werden – doch zumeist schweigen die Charaktere oder ignorieren sich. An einigen Stellen kann man das als Leser noch hinnehmen, an anderen ist es wirklich sehr unglaubwürdig – gerade wenn man sieht, wie stark das Liebesgeständnis zwischen Bela und Luca in die Länge gezogen wurde.

Insgesamt wirkt ein Teil der Handlung leider unnötig aufgebauscht und dramatisiert, um zusätzliche Spannung einzubauen. Die ganze Geschichte baut sich auf Missverständnissen und Lügen auf, doch die Figuren unternehmen nahezu nichts um diesen Zustand zu ändern oder zu verbessern.

Stilistisch ist „Sekundensache“ Geschmackssache. Alexej Winter hat einen verworrenen Stil, der in der zweiten Hälfte spürbar besser wird. Zu Beginn liest sich der Roman ein wenig holprig, gerade weil dem Leser die wichtigsten Basisinformationen fehlen, um sich auf die Figuren einzustellen. Hin und wieder verliert sich der Autor in unwichtigen Details und Beschreibungen, die für die Geschichte nur bedingt relevant sind. Zudem hat man das Gefühl, dass der Autor selbst einige Dinge vergisst, die er eingebaut hat. Sei es der Eisverkäufer mit seiner seltsamen Bemerkung oder Manuel, der plötzlich nicht mehr erwähnt wird. Auch passen zum Ende hin einige Aktionen und Reaktionen der Charaktere nicht mehr zur Aufklärung.

Vielleicht wäre es klüger gewesen, das Buch komplett aus Lucas Sicht zu erzählen, anstatt zwischen ihm und Bela hin und her zu hüpfen. So fiel es schwer, sich in einen der beiden hineinzuversetzen.

Fazit:
Alles in allem ist „Sekundensache“ nur bedingt zu empfehlen – es gibt einige erhebliche Schwächen, die den Lesefluss mindern und für Verwirrung sorgen. Die Charaktere wirken leider sehr künstlich, ihr Verhalten extrem aufgesetzt, ebenso die Handlung, die zu sehr mit Hilfe von Missverständnissen vorangerieben wird. Wer eine Coming-Out Story erwartet, wird enttäuscht werden, da Alexej Winter kaum auf die Gefühle und die Probleme eingeht, die Luca beschäftigen dürfte. Schade, hier hätte man wesentlich mehr draus machen können.

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