Autor*in: Jennifer Dugan
Übersetzer*in: Katrin Aust
Taschenbuch: 368 Seiten
ISBN: 978-3-98743-085-5
Preis: 10,99 EUR (eBook) / 16,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Morgen und Ruby könnten unterschiedlicher nicht sein, als sie sich in der Schule kennenlernen – während Morgan von einer Karriere als Leichtathletin träumt, liebt Ruby es, an alten Autos zu schrauben und möchte am liebsten einen entsprechenden Studiengang belegen. Doch beide Mädchen haben es nicht leicht, denn Morgan wurde von einer streng katholischen Privatschule geschmissen, weil sie lesbisch ist und ist fortan für Wettbewerbe gesperrt; und Rubys Mutter versucht ihren Traum von einer Karriere als Schönheitskönigin über ihre Tochter zu verwirklichen, weswegen Ruby an unendlich viele Schönheitswettbewerben teilnimmt. In dieser Zeit finden die beiden unterschiedlichen Mädchen zueinander, doch während Morgan es satt hat, sich zu verstecken, verliebt sich Ruby das erste Mal in ein Mädchen und will es keinesfalls an die große Glocke hängen …
Eigene Meinung:
„Some Girls do“ stammt aus der Feder von Jennifer Dugan und erschien mit dem Untertitel „Wild und auch ein bisschen verrückt“ im Januar 2024 bei CROCU in Deutschland. Die über 360 Seiten starke Geschichte um Morgan und Ruby ist in sich abgeschlossen und richtet sich an jugendliche Leser*innen ab 12.
Die Geschichte ist in einer amerikanischen Kleinstadt angesiedelt und führt die beiden unterschiedlichen Mädchen Ruby und Morgan zusammen, die auf den ersten Blick wenig gemeinsam haben, sowohl was ihren familiären Background anbelangt als auch was ihre Träume und Ziele betrifft. Dennoch lernen sie sich kennen, kommen sich im Laufe der Zeit näher und müssen etliche Hürden überwinden, ganz besonders Ruby, deren Leben aus unzähligen Schönheitswettbewerben, ihrer fordernden, homophoben Mutter und ihrer Leidenschaft an alten Autos zu schrauben besteht. Im Gegenzug dazu hatte es Morgan in ihrem Leben relativ leicht, denn ihre Eltern sind nicht nur wohlhabend, sie unterstützen ihre Tochter in allem – selbst bei einem kostenintensiven Gerichtsprozess gegen Morgans ehemalige Schule. Die Tatsache, dass Morgan offen lesbisch leben will, ist allzu verständlich – ihre Forderung Ruby gegenüber, sie müsse sich ebenfalls outen, stößt beim Lesen jedoch zunehmend auf Widerwillen, denn niemand sollte zu einem Outing gezwungen werden, insbesondere wenn man in einem nicht sicheren Umfeld lebt. Dass Morgen die Beziehung zu Ruby allein davon abhängig macht, fällt zunehmen störend ins Gewicht und macht Morgan eher unsympathisch. Sicherlich ändert sie irgendwann ihre Meinung, doch das kommt erst relativ spät und letztendlich bekommt sie doch, was sie will.
Die Autorin legt ihren Fokus hauptsächlich auf die Beziehung zwischen Morgan und Ruby und lässt nur wenig Platz für weitere erzählerische Elemente. Man lernt die beiden Mädchen sehr gut kennen, doch über die üblichen Teenager-Probleme hinaus passiert überraschend wenig, selbst Rubys Bruch mit ihrer Mutter verläuft eher unspektakulär. Einen wirklichen Spannungsbogen gibt es nicht, die Geschichte verläuft in eher gemächlichen, ruhigen Bahnen und die Probleme, die die Mädchenumtreiben, sind schnell beiseitegeschafft – wenn auch nicht immer so, wie sie sich das vorstellen. Das sorgt dafür, dass das Buch mitunter etwas langatmig wirkt und nicht immer zu fesseln weiß, ist jedoch gleichzeitig authentischer und greifbarer.
Die Figuren wirken realistisch und handeln nachvollziehbar, auch wenn man gerade Morgans Aktionen nicht immer gutheißen kann. Sie ist zu selbstbezogen und sieht nur ihren Weg als einzig richtigen an, wodurch sie nicht nur ihre Beziehung, sondern auch Freundschaften aufs Spiel setzt. Es ist gut, dass sie irgendwann erkennt, dass nicht jeden in der richtigen Situation ist, um sich zu outen. Ruby im Gegensatz ist ein spannender Charakter voller Gegensätze – eine junge Frau, die an Schönheitswettbewerben teilnimmt und gleichzeitig in der Werkstatt ihres Vaters arbeitet; die trotz ihres Lebens am Rande der Gesellschaft, ihr Bestes versucht und sich von den Vorurteilen ihrer Mitschüler*innen nicht unterkriegen lässt. Sie ist eine tolle Figur, über die man gerne mehr erfahren möchte.
Die Nebenfiguren sind mal mehr mal weniger stark in Szene gesetzt – sie supporten die Hauptfiguren eher und bleiben leider etwas blass, ganz besonders Rubys Freundeskreis scheint kaum zum Tragen zu kommen.
Stilistisch legt Jennifer Dugan einen lockerleichten, gut geschriebenen Jugendroman vor, der abwechselnd aus Rubys und Morgans Sicht erzählt wird und Lesenden die Möglichkeit gibt, beide Mädchen näher kennen zu lernen. Sie hat ein Händchen für das Gefühlsleben ihrer Heldinnen und beschreibt die erste Liebe der beiden Mädchen greifbar und authentisch, ohne kitschig zu werden. Zudem werden spannende, wichtige Themen aufgegriffen, die jedoch mehr Raum benötigt hätten, um ihre Wirkung zu entfalten – es ist schade, dass einige Punkte nur angerissen, aber nicht direkt behandelt werden. Nichtdestotrotz macht die Geschichte von Ruby und Morgan Spaß und bietet eine perfekte Sommerlektüre für Zwischendurch.
Fazit:
„Some Girls do“ ist ein schöner, queerer Jugendroman, der durch authentische, gut nachvollziehbare Figuren und eine realistische Liebesgeschichte besticht, die weder kitschig noch aufgesetzt wirkt. Trotz einiger Schwächen hinsichtlich des Spannungsbogens und Morgans selbstbezogenen Ansichten, kann das Buch gut unterhalten und bietet gerade jugendlichen Leser*innen schöne Lesestunden. Wer lockerleichte, lesbische Romane über die erste Liebe mit einer Prise Drama und den üblichen Teenager-Problemen sucht, sollte einen Blick in Jennifer Dugans Roman werfen.