Autor*innen: Christian Handel / Andreas Suchanek
Taschenbuch: 320 Seiten
ISBN: 978-3426446430
Preis: 12,99 EUR (eBook) / 16,99 EUR (Taschenbuch)
Bestellen: Amazon
Story:
Nachdem Max durch den Riss gesprungen ist, um die Welten vor dem Untergang zu retten, landet er in einer weiteren Version Berlins – einer Gefängniswelt. Dorthin wurden alle Wesen verbannt, die den Feen-Herrschern ein Dorn im Auge waren. Nichtsdestotrotz ist er der Einzige, der den gefangenen Feen helfen kann, ist er doch in der Lage ein Portal zurück zu öffnen. Auf der anderen Seite hat Lenyo mit Tamyra zu kämpfen, die alles daransetzt, das Königshaus vor Rebellen wie Lenyo zu schützen. Unvermittelt stolpert Lenyo bei seiner Flucht aus dem Palast über verborgene Erinnerungen von Tamyra und beschließt sie ihr zurück zu geben – ohne zu ahnen, dass er damit eine Katastrophe auslöst …
Eigene Meinung:
Mit „Gefangen in Purpur und Schatten“ erschien im Sommer 2024 der zweite und abschließend Band der Urban Fantasy Dilogie „Spiegelstadt“ von Andreas Suchanek und Christian Handel bei Knaur. Aufgrund der Tatsache, dass die Ereignisse aus dem ersten Band „Tränen aus Gold und Silber“ fortgeführt werden, kann man den zweiten Band nicht separat lesen, sondern man muss zuvor unbedingt den ersten Teil lesen.
Der Roman schließt direkt am an die dramatischen Ereignisse des ersten Bandes an und führt die Geschichte um Max, Lenyo und ihren Freund*innen weiter. Eine weitere gespiegelte Welt taucht auf, die von Verfall, Chaos und alles zerstörenden Stürmen geprägt ist. Hier zeigt sich das gesamte Ausmaß der Frevel, die das Herrscherhaus begangen hat und wir sehr sie mit ihren Taten in das Gefüge der Welt eingegriffen haben. Und es zeigt sich, welch wichtige Rolle Max hat, denn sein Weg in die Gefängniswelt war mehr als notwendig, um all die Wesen zu retten, die dorthin verbannt wurden. Auch auf der anderen Seite kommen Wahrheiten ans Licht, ganz besonders über Tamyra, denn sie ist in vielerlei Hinsicht der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. War sie im ersten Teil noch die übertrieben grausame Antagonistin, wird ihr im zweiten Band eine andere Rolle zugeschrieben. Diese überraschende Wendung ist den beiden Autoren gut gelungen, denn es verleiht der Geschichte eine ganz andere Ebene und sorgt für Spannung und Dramatik.
Die Hintergrundwelt und die Rahmenhandlung, die sich die Andreas Suchanek und Christian Handel erdacht haben, ist noch immer faszinierend und spannend – dieses Mal spielt die menschliche Welt so gut wie keine Rolle mehr, da der Fokus auf dem Feenreich und der Gefängniswelt liegt. Aufgrund der Tatsache, dass Max und Lenyo getrennt sind, spielt auch die Liebesgeschichte nur eine sehr untergeordnete Rolle, denn der Fokus liegt deutlich auf den vielen Schlachten, die die Figuren auszutragen haben. Zudem wird die Geschichte nicht nur aus der Sicht der beiden Protagonisten erzählt, sondern nahezu alle relevanten Figuren kommen zu Wort – man hat wesentlich mehr Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird als im ersten Band. Das sorgt zwar einerseits dafür, dass die komplexe Hintergrundgeschichte auf verhältnismäßig wenigen Seiten den Lesenden näher gebracht werden kann, sorgt andererseits aber für ein wenig Verwirrung, zumal sich die Erzählstimmen kaum unterscheiden. Nichtsdestotrotz ist es bewundernswert, wie viele Informationen, Wendungen und Überraschungen die beiden Autoren auf gerade mal 320 Seiten gepackt haben.
Die Figuren sind grundsätzlich gut gezeichnet, bekannte Charaktere, die Leser*innen bereits aus Band 1 kennen bekommen teilweise neue Rollen zugewiesen. Dennoch bleiben sie insgesamt ein wenig blass, was vorwiegend daran liegt, dass die Ereignisse aus sehr vielen Perspektiven erzählt werden. Max und Lenyo sind noch immer die Hauptfiguren, doch es gibt viele andere Figuren, die ihnen den Rang ablaufen – ganz besonders Lenyo bekommt erst am Ende der Geschichte wieder einen wichtigen Part zugeschrieben, die Zeit davor war er zwar präsent, doch wirklich greifbar war er für die Leser*innen nicht. Letztendlich haben in Band 2 zu viele Figuren eine eigene Stimme bekommen, was sicherlich notwendig war, aber für die komplexe Urban Fantasy Geschichte mit all ihren Wendungen und der Vielzahl verschiedener Figuren hätten es mehr Seiten sein müssen, um sich vollkommen entfalten zu können. Es wirkt einfach sehr gequetscht, was schade ist – die Grundidee hätte Platz für 3 Bände geboten.
Stilistisch legen Andreas Suchanek und Christian Handel gewohnt solide und gut geschriebene Kost vor – alles wirkt wie aus einem Guss, so dass man nie den Eindruck hat, dass zwei Autoren an dem Buch geschrieben haben. Der Einstieg in die Welt des gespiegelten Berlins gelingt schnell und man kann der Handlung ohne Probleme folge, auch wenn man nicht mehr alle Ereignisse des ersten Bandes im Gedächtnis hat. Dank der überraschenden Wendungen gerade um Tamyra bleibt eine hohe Spannungskurve, die dafür sorgt, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.
Fazit:
Mit „Gefangen in Purpur und Schatten“ präsentieren Andreas Suchanek und Christian Handel ein gelungenes Finale der Dilogie „Spiegelstadt“, das den ersten Band in punkto Spannung, Dramatik und überraschenden Wendungen bei weitem übertrifft und die offenen Enden sehr gut miteinander verknüpft. Dank der Vielzahl an Perspektiven gelingt es ihnen viele Ereignisse auf wenige Seiten zu packen, was jedoch dafür sorgt, dass einem die Figuren recht fern bleiben. So sind Max und Lenyo zwar noch immer die Protagonisten, doch sie nehmen nicht den Stellenwert ein, den sie im ersten Band hatten. Wen das nicht stört und wer den ersten Band der Urban Fantasy Dilogie mochte, wird um die Fortsetzung nicht herumkommen.