Autor*innen: Christian Handel / Andreas Suchanek
Taschenbuch: 352 Seiten
ISBN: 978-3426529430
Preis: 12,99 EUR (eBook) / 15,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Der Tod seiner Großmutter führt Max zurück nach Berlin und zurück in die Arme seiner besten Freundin Robin, die ihn zu einer 20er Jahre Party schleift, in der Hoffnung, Max auf andere Gedanken zu bringen. Dort lernt er nicht nur Lenyo kennen, Robin und er stolpern auch auf die andere Seite Berlins – eine Welt, in der Feenwesen leben, Magie existiert und die den Stand der 20er Jahre hat. Doch Reisen zwischen den beiden Städten sind nicht nur verboten, es wird regelrecht Jagd auf alle gemacht, die mittels goldenen Tränen Portale öffnen. Als Max herausfindet, dass seine Großmutter ebenfalls ein Feenwesen war, macht sich Max auf die Suche nach der Wahrheit und entdeckt nicht nur die Geheimnisse von ihr, sondern auch die der Spiegelstadt …
Eigene Meinung:
Mit dem Urban Fantasy Roman „Tränen aus Gold und Silber“ legen die Autoren Christian Handel und Andreas Suchanek ihren ersten gemeinsamen Roman vor. Das Buch erschien im Sommer 2023 bei Knaur und ist als Duologie geplant. Wann der zweite Band erscheint, der die Geschichte fortführt, ist noch nicht bekannt.
Die Geschichte beginnt recht langsam, nimmt aber spürbar an Fahrt auf als Max Lenyo begegnet und diesen zusammen mit seiner besten Freundin Robin in das andere Berlin begleitet. Die Grundidee ist spannend und macht Spaß, insbesondere das Flair der 20er Jahre auf der anderen Seite, dass sich jedoch auf magische Weise ein wenig weiterentwickelt hat. Die Autoren haben eine interessant, aber auch gefährliche, brutale Welt erschaffen, bei der man sich zwar hin und wieder fragt, wie diese funktioniert, die aber durchaus Spaß macht. Gemeinsam mit Max und Robin lernt man andere Feen kennen, und ist dabei, wenn sie vom herrschenden Königshaus gejagt werden. Die Liebesgeschichte zwischen Max und Lenyo wirkt leider ein wenig aufgesetzt, denn hier wird dann doch in die Klischeekiste gegriffen – der geheimnisvolle, gutaussehende Kämpfer und Rebell Lenyo verdreht dem naiven Max den Kopf, während Lenyo den vermeintlichen Menschen beschützen will. Schon bei der ersten Begegnung der beiden weiß man, wie es endet, so dass es bei diesem Handlungsbogen keine Überraschungen gibt – einzig die Tatsache, dass eine leichte Erotikszene eingebaut wurde ist ein wenig überraschend, aber aus irritierend, da sie nicht so recht zur eigentlichen Geschichte passen will. Dafür haben die Autoren einige andere schöne Wendungen parat und überraschen mit der ein oder anderen Offenbarung – insbesondere hinsichtlich der Spiegelstadt und dessen Entstehung, der Hintergründe von Max‘ Großmutter und der Geheimnisse des herrschenden Königshauses. Auch das große Finale ist spannend und macht Lust auf die Fortsetzung, die leider noch nicht angekündigt wurde.
Die Figuren sind gut gezeichnet und wachsen den Leser*innen schnell ans Herz. Max ist die meiste Zeit recht inaktiv (er fragt noch nicht einmal welcher Feenrasse Lenyo angehört oder seine eigene Großmutter, was Leser*innen dann doch wundert) und lässt sich eher von seinen Freunden durch die Geschichte zerren – meistens sind es Robin oder Lenyo, die die Handlung vorantreiben, selten hat man den Eindruck, dass Max die Richtung vorgibt. Das ist schade, weil er der Dreh- und Angelpunkt ist. Lenyo wiederum ist der typische Kämpfer, der weiß, was er tut und natürlich das ein oder andere Geheimnis mit sich herumträgt. Komplettiert wird die Truppe durch Robin, die weiß, wie man sich zur Wehr setzt und keine Scheu davor hat, notfalls selbst zu kämpfen, einen Dschinn, der sowohl auf der einen Seite Berlins als auch auf der anderen leben kann und eine königstreue Kämpferin, die die Gruppe nur mittels Bannzauber kontrollieren kann und die eigentlich von der Antagonistin losgeschickt wurde, um sie zu töten. Diese Antagonistin ist es auch, die das Lesen des Buches erschwert – sie ist auf einem Level böse, grausam und brutal, dass es nicht nur aufgesetzt wirkt, sondern auch nervt. Gefühlt metzelt sie sich durch das andere Berlin, foltert und quält Feenwesen, die in ihren Augen nichts wert sind und hat keinerlei positive Ansätze, geschweige denn irgendwelche Beweggründe, die all die Grausamkeiten erklären, die sie anderen entgegenbringt. Sie ist böse, weil sie böse sein soll und die Autoren haben entschieden, sie so negativ zu gestalten, dass Leser*innen keinerlei positiven Bezug zu ihr aufbauen kann und man sie eigentlich nur verabscheuen und hassen kann. Das kann man machen, wirkt aber massiv künstlich, denn kein Wesen ist zu 100% böse, sondern hat zumindest einen Grund, warum es tut was es tut.
Stilistisch lässt sich die Geschichte um die beiden Städte gut lesen und wirkt wie aus einem Guss – man hat gar nicht den Eindruck, dass das Buch von zwei Autoren geschrieben wurde. Christian Handel und Andreas Suchanek haben einen angenehm lesbaren, recht einfachen Stil, der dafür sorgt, dass man schnell den Einstieg gefunden hat und durch die Seiten fliegt, denn die beiden haben ein Händchen für tolle, witzige Dialoge, Action und Spannung, auch wenn sie zwischen den Personen wechseln und nicht nur Lenyo und Max zu Wort kommen lassen, sondern auch Nebenfiguren, die nur am Rande auftauchen. Dies hat allerdings den Nachteil, dass man recht früh eine Ahnung hatte, wer ein doppeltes Spiel spielt, da nie aus Sicht einer bestimmten Person erzählt wird.
Fazit:
„Spiegelstadt – Tränen aus Gold und Silber“ von Christian Handel und Andreas Suchanek ist ein klassischer Urban Fantasy Roman, der durch eine tolle Grundidee und eine spannende Handlung besticht, die jedoch nicht von der eigentlichen Hauptfigur getragen wird, da Max die meiste Zeit zu inaktiv ist und zu lange braucht, um sich selbst zu positionieren. Leider ist gerade die Antagonistin zu plakativ böse und grausam, um wirklich zu überzeugen und eines der größten Mankos der Geschichte. Aufgrund des Cliffhangers am Ende der Geschichte, ist man dennoch gespannt, wie es weitergeht. Wer Geschichten mit queeren Figuren und Feenwesen mag und ein Faible für die 20er Jahre hat, sollte einen Blick in die Leseprobe werfen.