Autor: Annette Juretzki
Taschenbuch: Band 1: 494 Seiten, Band 2: 392 Seiten
ISBN: 978-3947031061
Preis: je 4,99 EUR (eBook) | ja 13,95 EUR
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Story:
Seitdem die Phantome vor 150 Jahren eine Spur der Vernichtung durch die Galaxis gezogen haben und danach verschwunden sind, bereiten sich die verschiedenen Rassen und Lebensformen auf eine erneute Invasion vor. Dazu gehört auch rare Informationen über den Feind zu sammeln, denn es ist nur wenig über die Phantome und ihre Technologie bekannt. Als Söldner unter der Führung von Jonas Brand den rückständigen Planeten Vissa aufspüren, finden sie nicht nur alte Technologie der Phantome, sondern auch Menschen, die diese als Götter anbeten. Der junge Vissaner Xenen versucht die nahende Katastrophe zwischen den Söldnern und seiner Familie abzuwenden und findet sich nach einigen Zwischenfällen und Missverständnissen schwerverletzt an Bord von Jonas‘ Raumschiff wieder. Dort lernt er nicht nur die unterschiedlichsten Rassen des Universums kennen (denn die Mannschaft ist ein wild zusammengewürfelter Haufen), sondern auch den Ghitaner Zeyn, der sich Xenen gegenüber vollkommen anders verhält, als die übrigen Mannschaftsmitglieder. Schon bald steht er zwischen den beiden ungleichen Männern, denn er entwickelt zu beiden Gefühle. Und als wäre das nicht genug gibt es an Bord einen Verräter, der es auf Xenens Leben abgesehen hat und alles daran setzt die Geheimnisse der Phantome zu schützen. Die ungleiche Gruppe stolpert von einem Desaster ins nächste, entdeckte dabei aber auch die unglaublichen Wahrheiten und Hintergründe der Phantome, der Kriege und der Rassen selbst …
Eigene Meinung:
Die beiden Bücher „Blind“ und Blau“ stammen aus der Feder Annette Juretzkis und erschienen 2017 im Traumtänzer Verlag. Im Grunde handelt es sich bei den Romanen um ein knapp 900 Seiten starkes Buch, das den Titel „Sternenbrand“ trägt und aufgrund des Umfangs gesplittet wurde. Da die Handlung kontinuierlich fortgesetzt wird, müssen die beiden Bücher auf jeden Fall der Reihe nach, am besten am Stück gelesen werden.
Die Geschichte ist spannend und unheimlich komplex – Annette Juretzki hat eine komplett logische, in sich schlüssige Handlung entwickelt, die von Anfang bis Ende ineinandergreift. Jedes kleine Detail wird erklärt, teilweise auch hunderte Seiten später, was davon zeugt, wie gut durchdacht „Sternenbrand“ ist. Das betrifft sowohl das Raumschiff und die Rassen, als auch die technischen, mathematischen und medizinischen Details. Die Autorin hat sich auf jeden Fall Gedanken gemacht und viel Zeit in die Entwicklung der Geschichte gesteckt. Das Ergebnis ist eine überaus komplexe Hintergrundhandlung inklusive diverser Nebenplots, die den Leser zunehmend in den Bann ziehen. Es ist faszinierend, wie die einzelnen Szenen ineinandergreifen und nach und nach die Geheimnisse der Figuren und der Hintergründe enthüllen. So hält sich ein kontinuierlich hoher Spannungsbogen, denn es wird niemals langweilig. Ganz gleich ob sich Jonas Brand und Zeyn in den Haaren liegen, da sie an Dinge vollkommen unterschiedlich herangehen, der naive, gutgläubige Xenen das Raumschiff und die Geheimnisse des Universums erforscht oder sich die Mannschaft aufgrund ihrer Unterschiede bekämpfen – es greift alles wie ein Zahnrad ineinander, so dass ein Ereignis in das nächste mündet. Annette Juretzki hat auf jeden Fall einen faszinierenden, fesselnden Sci-Fi-Roman erschaffen, der Fans des Genres auf jeden Fall überzeugen wird. Die homoerotische Komponente hält sich stark im Hintergrund – der Fokus liegt deutlich auf der Entwicklung der Charaktere und dem Voranschreiten der Handlung. Das ist ein weiterer Pluspunkt, denn stark romantisierte, erotische Szenen hätten nicht gepasst.
Ein weiterer Pluspunkt sind die gut ausgearbeiteten, in sich schlüssigen Charaktere. Die Autorin hat ein Händchen für authentische, logische Charaktere, die die Handlung auf ihre Art vorantreiben. Dabei verzichtet sie darauf, die Figuren zu Verbiegen, sondern arbeitet gezielt die jeweiligen Stärken und Schwächen heraus und nutzt diese um die Geschichte voranzutreiben. Dabei entwickelt sie faszinierende, einzigartige Geschöpfe, wie die Ghitaner, ein wildes, kriegerisches Volk mit stark gefurchter, fast steinartiger Haut, der auch Zeyn angehört. Mit seinem temperamentvollen, teilweise aber auch zerstörerischen Naturell ist er fast das komplette Gegenteil zu Xenen, der zwar neugierig, aber gleichermaßen friedlich gesinnt ist. Jonas Brand wiederrum mag der Kapitän der Keora sein, doch er ist ein Frischling, was hin und wieder zu Fehlentscheidungen führt. Dennoch sind seine Handlungen logisch und wirken nie unnatürlich.
Auch die Nebencharaktere können überzeugen und haben Tiefgang, obwohl man nur wenig über deren Vergangenheit erfährt. Sie tragen alle etwas zur Handlung bei und sind für die Weiterentwicklung wichtig.
Stilistisch legt Annette Juretzki ein beeindruckendes, gut geschriebenes Debüt vor, das durch tolle Beschreibungen, spannende Dialoge und eine hervorragende Recherche besticht. Seien es die medizinischen Besonderheiten der Rassen, die mathematischen Zusammenfassung der Technik und die Darstellung der unterschiedlichen Wesen – die Autorin schafft es den Leser zu fesseln und mit jeder Seite mehr an die Handlung zu binden. Einzig die Actionszenen wirken manchmal ein wenig unübersichtlich, was dafür sorgt, dass man sie mitunter ein wenig schwerer nachvollziehen kann. Das hemmt das Lesevergnügen allerdings nicht – man taucht problemfrei in die Welt von Xenen, Zeyn und Jonas (aus deren Sicht die Geschichte abwechselnd erzählt wird) ein und kann die Bücher wahrlich nicht aus der Hand legen. So fragt man sich am Ende wie es weitergeht, denn es ist Potenzial für mehr da. Bleibt zu hoffen, dass Annette Juretzki die Abenteuer der Keora irgendwann fortführt und man erneut Zeit mit den liebgewonnenen Charakteren verbringen kann.
Fazit:
Die beiden Romane von „Sternenbrand“ erzählen eine tolle, faszinierende und komplexe Science-Fiction-Geschichte, die durch Logik, Spannung und einzigartige Charaktere besticht. Annette Juretzkis solider Stil passt wunderbar zu der in sich logischen Handlung und den verschiedenen, vielschichtigen Figuren, denn es gelingt ihr jedem von ihnen eine eigene Stimme zu verleihen und die unterschiedlichen Persönlichkeiten nicht zu verbiegen. Wer auf der Suche nach queerer Sci-Fi ist, sollte bei „Blind“ und Blau“ auf jeden Fall zuschlagen – die Bücher sind einfach nur empfehlenswert.
Ein Gedanke zu „[ROMAN] Sternenbrand von Annette Juretzki“