Autor: Jana Martens
Taschenbuch: 273 Seiten
ISBN: 978-9963526697
Preis: 2,99 EUR (eBook) |12,99 EUR (Taschenbuch)
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Story
Lucas‘ Leben ist kein Zuckerschlecken – als seine Eltern bei einem Unfall ums Leben kamen, wurde er als Kind von der Familie Patton adoptiert, die ihn inzwischen als billige Arbeitskraft und Mädchen für alles auf ihrem großen Grundstück einsetzen. Sein Leben ist hart, viele Privilegien genießt er nicht, da er das Haus nicht verlassen darf und in einem kleinen Zimmer im Keller haust. All das ändert sich, als die Familie Lancford das Haus nebenan bezieht und Lucas deren Sohn Benjamin kennenlernt. Die beiden finden sofort aneinander Gefallen, gerade Benjamin, populäres Model und erfolgreicher Frauenschwarm, schließt den schüchternen, jungen Mann ins Herz. Aus den heimlichen Treffen wird bald mehr, doch die aufkeimende Beziehung droht schon zu Beginn zu scheitern, da Lucas es nicht über sich bringt, Ben die Wahrheit über sich zu erzählen – aus Angst vor Franklin Pattons Rache du die Gefahr, in die er Ben bringen würde.
Davon lässt sich Benjamin jedoch nicht abschrecken und bringt damit den Stein ins Rollen, der eine Katastrophe auslöst und so manches Geheimnis um Lucas‘ Herkunft lüftet …
Eigene Meinung:
Mit „Verloren ohne dich“ von Jana Martens legt der Bookshouse Verlag den ersten Gay Romance Roman ihres Verlagsprogrammes vor. Schwule Protagonisten gab es zwar schon in Tanja Meurers Mysterythriller „Der Rebell“ oder im Krimi „Mörderischer Anpfiff“ von Jo Stephan, allerdings steht nun erstmals die Liebesgeschichtezwischen den beiden Protagonisten im Vordergrund.
Die Geschichte kommt ein wenig schleppend in Gang – man lernt Lucas kennen, der nun wirklich kein leichtes Leben hat und zumeist von seiner Familie schikaniert wird. Ein wenig erinnert das Szenario an „Harry Potter“, und selbst da mutete das Ganze schon unglaubwürdig an. In „Verloren ohne dich“ ist es bereits zu Beginn zu viel Drama. Lucas ist das komplette Opfer, dem in allen Formen übel mitgespielt wird. Das wirkt doch stark übertrieben, zumal sich bereits hier erste Logiklücken einschleichen. Da Lucas nicht wirklich gefangen gehalten wird, sondern sich frei auf dem Gelände bewegen darf und sogar im Golf-Club aushilft, fragt man sich, warum er sich dort nicht jemandem anvertraut hat. Oder warum die Hausangestellten nichts unternehmen, um Lucas zu helfen, obwohl sie sehen, was in dem Haus vor sich geht.
Stattdessen kommt die strahlende Rettung in Form von Benjamin, der sich natürlich nahezu auf den ersten Blick in den scheuen, jungen Mann verliebt. Gut, das muss im Gay Romance so sein, aber auch hier fragt sich der Leser, warum Ben nicht logisch agiert. Sei es die Tatsache, dass er seiner Mutter Lucas‘ richtigen Namen verschweigt, oder die Tatsache, dass er nie auf die Idee kommt, an der Tür der Pattons zu klingeln – viele Dinge passen nicht zusammen. Sie wirken gezwungen, um die Bombe nicht zu früh platzen zu lassen und sich die Highlights für’s große Finale aufzuheben. Dadurch wird die Handlung nicht nachvollziehbar, weil man über die vielen Dinge stolpert, die eingebaut werden, um die Spannung aufrecht zu erhalten.
Das ist sehr schade, da die Geschichte durchaus Potenzial gehabt hätte, wenn die Gewichtung zumindest ein wenig anders gewesen wäre. Man hätte durchaus mehr Hinweise auf das Verbrechen (das am Ende auf wenigen Seiten zusammengefasst wird) streuen können, ebenso die Figuren aktiver gestalten können, ohne gleich auf die romantische Komponente zu verzichten. Hier verschenkt Jana Martens viele Ideen, zugunsten des romantischen Plots.
Die Charaktere sind leider ebenso unlogisch und unrealistisch. Sei es Lucas, der zu 90% zu inaktiv ist und sich selten gegen die Tyrannei der Pattons auflehnt, oder Benjamin, der eher in den Tag hineinlebt und seiner großen Liebe gegenüber blind zu sein scheint – die Figuren sind sehr klischeehaft und schwer nachvollziehbar. Das einzig wichtige scheint ihre Liebe zueinander zu sein, der Rest wird eher beiläufig erzählt und beschrieben. So handeln die Charaktere selten aktiv, sie reagieren eher auf die Ereignisse, anstatt die Fahrtrichtung des Buches maßgeblich zu bestimmen.
Auch die Nebenfiguren entsprechen den typischen Stereotypen: die Patons sind durchweg die Bösen – selbst als die Beweggründe von Franklin Patton erklärt werden, kann man ihn nur schwer greifen. Seine Frau ist ebenso schlimm, ebenso die Kinder. Man fühlt sich wirklich an die Dursleys „Harry Potter“ erinnert, kann bei einem Kinderbuch solche Figuren jedoch eher verschmerzen, als bei einem Roman für Erwachsene.
Stilistisch liefert Jana Martens einfache Kost, die sich schnell lesen lässt und gute Unterhaltung bietet. Sie hat einen einfachen, leicht verständlichen Stil, dem es hin und wieder an Details mangelt. So spielt der Roman in London, doch man erfährt fast nichts über die Umgebung oder die Stadt an sich. Es fehlen Beschreibungen, um sich die Szenerie bildlich vorstellen zu können. Auch kommt es immer wieder zu Wiederholungen, die man durchaus hätte vermeiden können.
Fazit:
„Verloren ohne dich“ ist ein typischer Gay Romance, dem es ein wenig an Konsistenz, Logik und Spannung fehlt. Die Charaktere sind sehr platt und blass, handeln unlogisch und stereotyp; die Handlung plätschert eher vor sich hin und zieht sich künstlich in die Länge, da Jana Martens alles daran setzt ihren Clou erst im letzten Kapitel zu bringen. Leider bekommt der Leser dies mit, was dem Buch endgültig die Spannung und dem Leser den Nerv raubt.
Wer auf eine klischeehafte Liebesgeschichte mit Opfer/Retter-Schema Wert legt und über die Logiklücken hinwegsehen kann, wird gewiss auf seine Kosten kommen, anderen empfehle ich den Griff zu anderen Gay Romance Romanen. Auf dem deutschen Markt tummeln sich genügend Alternativen.
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