Auf meinem Uralt-Privatblog bei Livejournal gab es sie schon einmal: die „Braindead“-Einträge, die sich mit skurrilen und seltsamen Begebenheiten beschäftigen, die mir im Laufe der Zeit über den Weg gelaufen sind. Damals ging das über vibrierende Wimperntusche bis hin zum Verslashen alter Filmhelden (einen Eintrag, den ich demnächst auch hier präsentieren werde). Bei einer gestrigen Diskussion mit Freunden, bei der mir die Bücher eines amerikanischen Autors (und deren abstruse Titel“) gezeigt wurden, stand fest, dass ich diese Kategorie hier wiederbelebe, gemünzt auf den queeren Bereich.
Ich will mitnichten über Autoren, Bücher oder andere Dinge herziehen, sondern einfach mal aufzeigen, welch extreme und skurrile Auswüchse das Gay Genre inzwischen aufweist. Für den ersten Eintrag darf daher Chuck Tingle herhalten, der mit seinen Covern, Buchtiteln und Klappentexten bewiesen hat, dass man mich noch immer schocken kann.
Chuck Tingle hat inzwischen Dutzende Bücher auf den Markt gebracht, die meisten Geschichten sind zwischen 30 und 50 Seiten lang und konzentrieren sich nur bedingt auf den üblichen Gay (Romance) Markt. Stattdessen frönt der Erotikautor eher der Leidenschaft möglichst abstruse Geschichten mit noch abstrusen Titeln hinter einem eher seltsam anmutenden Cover zu packen. Das Konzept ist nicht unbekannt, da in den USA derartigen Romane im Hetero-Erotik-Genre (u.a. die Romane von Christie Sims) recht populär sind, was wohl an den haarsträubenden Buchtiteln, nebst selbstgemachtem Cover liegen dürfte. Auch Chuck Tingle, seiner Angabe nach Tae-Kwon-Do-Meister und Meister erotischer Massagen, bastelt seine Cover am heimischen PC selbst. Hier eine Auswahl der „schönsten“ Buchcover, deren Titel eine Menge versprechen:
Die Titel sind da wirklich Programm, denn es geht um Sex zwischen Mensch und Dinosaurier / Einhorn / Bigfoot / Gegenstand (American Diner, Flugzeug (!!)) / XXX. Hauptsache es werden mindestens 2 der folgenden Begriff eingebaut: Sex / Butt / Gay / Pounded / Ass und Unicorn / Dinosaurier (Art egal) / Bigfoot /Living:
„Space Raptor Butt Invasion”
„My Billionaire Triceraptops Craves My Gay Ass”
„Taken By the Gay Unicorn Biker”
„Angry Man Pounded By The Fear Of His Latent Gayness Over A Dinosaur Transitioning Into A Unicorn” (mein persönlicher Liebling!)
„Pounded In The Butt By My Book “Pounded In The Butt By My Own Butt””
„Glazed By The Gay Living Donuts“
Auch die Buchbeschreibungen sprechen für sich (Bsp: „Gay T-Rex Law Firm: Executive Boner“, Quelle: 20min):
Als Donny sich einen Job in der weltbesten T-Rex-Anwaltskanzlei angelt, ist er außer sich vor Freude. Doch nach nur einem Tag wird ihm bewusst, dass seine Arbeit mehr involviert, als nur Akten zu sortieren. Donny macht den Deal seines Lebens und findet sich vertraglich daran gebunden wieder, an einem T-Rex-Gangbang teilzunehmen, welcher der Bezeichnung ‹Dinosaur Bones› eine ganz neue Bedeutung gibt.
Man sieht, es gibt keinerlei Grenzen – Chuck Tingle lässt keine noch so kruden Wünsche offen (Sex mit einem American Diner – kein Problem!). Ob man darüber lachen oder weinen soll, dass sie die Kurzromane wesentlich besser verkaufen, als die „normalen“ Gay Bücher bleibt jedem selbst überlassen. Ebenso die Tatsache, dass sogar deutschen Medien Chuck Tingle einen Bericht wert ist, während seriöse Gay Romane keines Blickes gewürdigt werden.
Zumindest sorgen die Romane für einige Lacher und bleiben unfreiwillig im Gedächtnis. Nur ob man sich gleich die nächste Ausgabe von „Gaygent Brontosaurus: The Butt Is Not Enough“ für 2,99€ besorgt, ist fraglich – mir persönlich reichen die Klappentexte und die teilweise extrem genialen Amazon-Rezensionen, doch sollte sich jemand an Chuck Tingle wagen, so freue ich mich auf Rückmeldungen 🙂
Man soll ja für alles offen sein …
Hier ein paar Infoseiten und natürlich die Homepage von Chuck Tingle:
http://www.amazon.de/Chuck-Tingle/e/B00SF2MTYK/ref=ntt_athr_dp_pel_1
https://en.wikipedia.org/wiki/Chuck_Tingle
http://www.chucktingle.com/