[ZITATE-FREITAG] Haus der Jugend

Hallo ihr Lieben,

nach vielen Überlegungen habe ich mich heute für ein Buch entschieden, das mich unheimlich fasziniert und begeistert hat: Florian Tietgens “Haus der Jugend”. Es war ganz anders, als ich erwartet hatte und zählt mit zu meinem Lieblingsbüchern. Allgemein erwartet den Leser bei Florians Werken etwas besonderes, da all seine Geschichten ziemlich außergewöhnlich sind. Aus diesem Grund habe ich auch mit ihm schon eine Special Week veranstaltet – neben einer Rezension zum Buch, fand auch das Charakterinterview mit Siegfried und Darius statt, den Hauptfiguren aus “Haus der Jugend”.


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meine Rezension

Er ist ein Mann von zwanzig Jahren, wie damals, als er von einem auf den anderen Tag verschwunden war. Wie damals, als ich auf der Suche nach ihm die Isar entlanggelaufen bin, am Gärtnerplatz gelauert habe, ob ich irgendwo sein Lachen hören oder sein Gesicht sehen könnte. Und als ich jeden Tag die Zeitungen las, nur um über eine Nachricht Gewissheit zu bekommen, es wäre ihm etwas passiert, man hätte ihn verhaftet, ins Gefängnis gesteckt oder ermordet.

“Haus der Jugend”, S. 7 (c) Florian Tietgen

Wir mussten nicht darüber sprechen, ob ich über Nacht bliebe. Darius fragte nur, wann ich morgens anfangen müsste. Und wir blieben nackt, auch, als wir wieder ins Bett gingen, uns aneinander kuschelten und ohne Sex gemeinsam einschliefen.

»Du bist es«, sagte Darius staunend, als ich am nächsten Morgen ging. »Ich habe es an deinem Körper gespürt.« Mehr nicht. Es klang wie das Versprechen: ›Ab jetzt brauchst du keine Angst mehr zu haben, ob jemand aus dem Fenster des Theaters schaut.‹

“Haus der Jugend”, S. 15 (c) Florian Tietgen

»Worüber denkst du nach?«

»Darüber, dass ich ein Phantom geliebt habe.«»Im juristischen Sinne schon. Erschreckt dich das?«

»Ich weiß, dass es dich gibt.«

Er fragt, ob er in meinem Auto rauchen dürfte, ich nicke. Dieses Mal lehne ich ab, als er mir eine anbietet. Er sitzt ja bei mir, wir wissen um einander. Ich muss sie nicht als Zeichen der Kontaktbereitschaft annehmen.

»Darf ich dich fragen, wie alt du wirklich bist?«

»Ja«, sagt er und atmet den Rauch aus.

Dann schweigen wir wieder. Ich fahre die Helgoländer Allee entlang über den Millerntorplatz zur Glacischaussee. Darius drückt die Zigarette aus, ich stelle das Radio an. Musik spült die Atmosphäre im Auto weich. Nach der Werbung erzählt der Nachrichtensprecher von Attentaten im Irak und von anhaltendem Frost. Die ganz normale Routine einer Fahrt, aber in mir pocht erwartende Anspannung.

»Und?«

»Ich weiß es nicht«, antwortet Darius. »Mit den Jahren verliert man das Gefühl dafür und ich habe nichts, worin ich nachschlagen könnte. Es ist, als lebte ich schon immer.«

“Haus der Jugend”, S. 41 (c) Florian Tietgen

»Sie haben dich entlassen.«

Die komische Stimmung vom Morgen fiel mir ein, Darius, der zögerte, seine Sorgenfalten auf der Stirn, sein Versprechen.

»Du hast es gewusst, oder?«

Er nickte.

»Kannst du auch Zukunft fühlen?« Ich hielt die Tasse in der Hand, sah dem Dampf nach, der in die Luft stieg, da der Ofen das Zimmer noch nicht richtig erwärmt hat.

»Nur manchmal. Aber heute Morgen wusste ich, was passieren wird.« Darius lehnte sich zurück, legte die Beine über den Mosaiktisch.

»Warum hast du mich nicht gewarnt?«

»Ich hatte gehofft, mich zu irren. Die Zukunft ist sehr unzuverlässig.«

“Haus der Jugend”, S. 74 (c) Florian Tietgen

»Du vermisst die Liebe.«

Die Stimme, fest und klar, kam mir bekannt vor, aber ich wusste nicht, woher. Ich blickte mich in der Dunkelheit des Zimmers um. Schrank, Tisch und Stühle waren wie dunkle Schatten in schwachem Mondlicht zu sehen, wie auf einer unterbelichteten Fotografie. Die Nacht hatte die Farbe aus dem Leben genommen. Woher kam die Stimme, wem gehörte sie?

»Du bist nicht verdorben, du suchst nur einen Weg.«

Die Worte waren zu laut, um aus meinem Kopf zu stammen, sie vibrierten wie das Flimmern einer Fata Morgana durch das Zimmer, wie die Spiegelung einer Straße im Sonnenlicht. Es war dunkel. Ich krallte meine Hände ins Laken und starrte auf die Stelle, an der die Stimme wie eine gläserne Platte in der Atmosphäre schwebte.

»Deine Fantasien weisen dir den Weg, sie sind die Früchte deiner Wünsche, die Kinder deiner Lust.«

»Das ist doch bescheuert«, rief ich, musste einen Kloß aus dem Hals husten. Unverwandt blickte ich zu der Stelle, von der die Worte kamen, richtete mich auf, um nicht schwach und ängstlich zu erscheinen. »Mein Wunsch war die Kunst. Mein Wunsch war es, mit Darius zu leben, was ist davon übrig geblieben?«

»Der Wunsch.« Plötzlich saß er auf meinem Bett, das Gesicht fahl und faltig, mindestens hundert Jahre alt, die Haare zu einer Tolle frisiert. Der Wolpertinger. In der schwarz-weißen Umgebung der einzige Farbfleck, als wäre er in Tageslicht getaucht, während um ihn herum die Nacht brütete.

“Haus der Jugend”, S. 115 (c) Florian Tietgen

Weint er? Darius, der mich mit so viel Gefühl anfüllt, voller Ruhe jeden Gedanken hören und ertragen kann, der gelassen ein ewiges Leben auf der Straße als Freiheit bezeichnet und die Erfahrungen von Jahrhunderten in seinem jungen Körper trägt? Habe ich ihn überhaupt schon einmal weinen sehen? Im Spiel waren wir uns nahe gekommen, beim Sex näher und in den ausgesprochenen Worten »Du bist es« hatten sich unsere Seelen geküsst und für immer angenommen, dennoch hatte ich es für unvorstellbar gehalten, er könnte weinen.

Er blickt auf, sieht mir ins Gesicht. Die Tränen laufen über seines, die Augen glänzen. Er lächelt wie zur Entschuldigung.

»Weißt du, wie oft ich dich beneidet habe?«

“Haus der Jugend”, S. 149 (c) Florian Tietgen

»Ich weiß nicht mehr, wann es war. Auf jeden Fall ist es zu lange her. Ich hatte einen Freund, den ich zwar nicht liebte, dem ich aber doch inniglich verbunden war. Trotzdem kann ich mich an seinen Namen nicht erinnern. Ist das nicht furchtbar?«

»Du bist nicht mehr der Jüngste.« Ich will ihn trösten, bevor er weint, einen Scherz machen, der ihm zeigt, ich höre zu. Er legt wieder die Hand auf mein Bein, zieht sie dieses Mal nicht zurück.

»Bitte nicht.«

»In Ordnung.«

»Es ist furchtbar«, fährt er fort, »weil es mit fast allem so ist. Seit das Haus mich gefangen hält, geht es mir gut, aber nichts bedeutet mir etwas. Ich kann mir die Gesichter der Männer, mit denen ich ausgehe, vielleicht sogar schlafe, nicht merken, ihre Namen nicht. Ich weiß nicht, wer meine Eltern waren, wie ich einmal hieß, als wer ich geboren wurde. Ich weiß kaum, was ich getan habe in all den Jahren. Es hat sich so viel geändert, doch ich war dazu verdammt, beteiligungslos zuzusehen.«

“Haus der Jugend”, S. 177 (c) Florian Tietgen

Ich hoffe, euch gefällt die Auswahl und ihr bekommt Lust herauszufinden, was sich hinter den teils recht krytischen Zitaten verbirgt 😀

Liebe Grüße,
Juliane

[ROMAN] Die Sturmfalken von Olbian von Leann Porter


Autor: Leann Porter
Taschenbuch: 576 Seiten
ISBN: 978-3945934715
Preis: 6,99 EUR (ebook) / 13,65 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Als Sidhe Metra (Zwitterwesen) ist Jaweds Leben auf Kronnor nicht leicht – als Mädchenjunge verspottet, mag er zwar der illegitime Sohn des Magoden sein, hat aber nur Kaylin, die zu ihm steht und ihn vor den Angriffen Gleichaltriger beschützt. Sein Leben nimmt eine rasante Wendung, als der Kämpfer Caron von Olbian ihn seinen Schwestern vorzieht und mit ihm eine eheähnliche Bindung eingeht. Jawed hat anschließend gar keine andere Wahl, als Caron nach Sanka zu begleiten – der Hauptstadt der Sidhe, wo die Sankanischen Spiele stattfinden, an denen sein Ehemann teilnehmen will. Auch Kaylin findet (als Junge verkleidet) ihren Weg in die Goldene Stadt, kommt dort jedoch bei dem Norrlänischen Kämpfer Thore unter, der sie als Knappen anstellt.

Während Jawed seinen Mann besser kennenlernt und sich recht schnell in den wortkargen Mann verliebt, entdeckt er, dass Sidhe Metra keine Seltenheit sind und nicht überall verfolgt werden. Allerdings werden die Tage vor den großen Wettkämpfen durch eine grausame Mordreihe getrübt, der fremdländische Teilnehmer der Sankanischen Spiele zum Opfer fallen und die schon bald Jawed, Kaylin und ihre neuen Gefährten in Atem halten … weiterlesen…

[ROMAN] Elfenprinz – Verrat von Ray van Black


Autor: Ray van Black
Taschenbuch: 360 Seiten
ISBN: 978-1-310970528
Preis: 2,99 EUR (ebook) / 12,30 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Der Elf Elyon hat nahezu sein ganzes Leben in einem Turm verbracht und von der Welt außerhalb seines Zimmers geträumt. Als eines Nachts ein Fremder auftaucht und ihn kurz darauf mit einigen Männern aus der Einsamkeit befreit, kann Elyon sein Glück kaum fassen. Delavar schenkt ihm nicht nur die Freiheit und zeigt ihm die Stadt, er lässt sich auf den naiven Elyon ein, beantwortet dessen Fragen und beschützt ihn vor den Gefahren, die überall lauern. Schon bald empfindet der junge Elf mehr für seinen Retter, ohne zu ahnen, das Delavar seine eigenen Pläne verfolgt …

Eigene Meinung:
„Verrat“ ist der zweite Band der „Elfenprinz“-Reihe von Ray van Black. Die Bücher erscheinen im Eigenverlag und können unabhängig voneinander gelesen werden, da in jedem Buch ein anderer Prinz im Mittelpunkt steht. Lediglich als Nebenfiguren können die Charaktere anderer Romane in Erscheinung treten. weiterlesen…

[NEWS] QUEER gelesen Nachlese

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Hallo ihr Lieben,

wie ihr vielleicht wisst, organisiere ich zusammen mit meiner Frau das schwullesbische Lesefestival “QUEER gelesen”. Heute ging auf der Homepage des Lesefestivals die Nachlese online – ein Bericht über die Lesungen 2016 in der Bar jeder Sicht mit einer Menge Fotos und zum Ende dem Lesungstermin 2017. Wir würden uns freuen, euch auch im kommenden Jahr wieder begrüßen zu dürfen – in den nächsten Wochen und Monaten wird sich nicht nur entscheiden, wer 2017 in Mainz lesen wird, wir werden auch auf einigen Veranstaltungen zu Gast sein, um das Lesefestival vorzustellen.

So sind wir am kommenden Samstag (04.06.2016) auf dem CSD Wiesbaden, Ende Juli (23.07.2016) höchstwahrscheinlich auf dem CSD in Mainz. Dort werden wir auch die Bücher unserer “Blind-Date-with-a-Book”-Aktion im Gepäck haben und dort verkaufen.

Mehr Informationen zum Lesefestival 2017 findet ihr in regelmäßigen Abständen hier oder auf der Homepage von “QUEER gelesen”.

Liebe Grüße,
Juliane

[ZITATE-FREITAG] Mord auf Französisch

Hallo ihr Lieben,

heute habe ich einen Krimi im Gepäck, der mich unheimlich begeistert hat. Erstmal habe ich Claude Bocquillon beim ersten schwullesbischen Lesefestival “QUEER gelesen” kennengelernt, als Brunhilde Witthaut alias Laurent Bach aus “Mord auf Französisch” gelesen hat. Recht schnell hab ich den ersten Band der Krimi-Reihe verschlungen und mir natürlich auch die Folgebücher besorgt. Inzwischen bin ich ein ziemlicher Fan der Reihe und fiebere dem 4. Band entgegen, der hoffentlich nicht mehr allzulange auf sich warten lässt. Wer mehr über Brunhilde erfahren will, sollte sich mal bei den Special Weeks umsehen – die vierte Special Week fand mit ihr statt 🙂


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meine Rezension

Verdattert sagte Claude: „Er hat geschrieben, er hätte sich und seiner Verlobten nie eingestanden, dass er schwul ist? Das ist absurd. Er war bisexuell.“

„Genau“, bestätigte Madame Melot. „Sicher, das mag er ihr verschwiegen haben, aber sie hätte ohnehin nie etwas bemerkt. Er hat beschlossen, nichts zu sagen, weil er es nicht für nötig hielt. Es war gut so, wie es war, glauben Sie mir.“

Claude senkte den Kopf. Madame Melot beugte sich vor uns sah ihm in die Augen.

„Sie haben ihn geliebt, nicht wahr?“

“Mord auf Französisch”, S. 26 (c) Laurent Bach / Bruno Gmünder

Er ging auf den Badeplatz, stieg die Böschung hinab. Dornen zerkratzten seine nackten Waden, denn er hatte nur eine Radlerhose und ein T-Shirt an. Als er an Ort und Stelle angekommen war, stemmte sich eine Gestalt auf einer Felsbank aus dem Fluss. Wasser spritzte, Tröpfchen liefen an der Brust des etwas gleichaltrigen Mannes herab und blieben an den Brusthaaren hängen. Dezente Muskeln bedeckten seinen Körper, der trotzdem geschmeidig und beweglich wirkte. Sein fast schonunverschämt attraktives Aussehen bewirkte, dass Claudes Mund trocken wurde und er sich verlegen räusperte.

“Mord auf Französisch”, S. 45-46 (c) Laurent Bach / Bruno Gmünder

„Das gibt es doch nicht!“

Als Claude diese Worte hörte, stellten sich seine Nackenhaare auf. Gendarm Bertin stellte vor: „Das ist Claude Bocquillon, unser hiesiger Möchtegern-Privatdetektiv.“

Da begann Lambert zu lachen. Er legte den Kopf zurück, sodass Claude all seine blendend weißen Zähne sehen konnte.

„Nein, das glaube ich nicht! Ein Privatdetektiv, unser hübscher, schwuler Claude!“

Bertins Mund sprang auf, er schaute Lambert ungläubig an, dann schwenkte sein Blick von Claudes Kopf bis hinunter zu dessen Füßen. Lambert prustete immer noch.

„Gib dir keine Mühe, du bist nicht mein Typ“, sagte Claude zu Bertin und stellte das Rad zur Seite.

“Mord auf Französisch”, S. 55 (c) Laurent Bach / Bruno Gmünder

Bertins Augen glitzerten. „Ich habe dich bisher in Schutz genommen, aber treib es nicht zu weit.“

Mit zusammengepressten Lippen nickte Claude. „Zu Befehl, Monsiuer le Gendarm. Ich habe sowieso schon alles gehört, was ich hören wollte.“

Als Claude wieder in den Schankraum treten wollte, verstellte Bertin ihm den Weg. „Wieso glaubst du an einen Mord. Nur wegen des Abschiedsbriefes?“

„Und wieso glaubst du an einen Selbstmord. Nur wegen des Abschiedsbriefes?“, gab er zurück. „Du kanntest Pascal von klein auf. Hat er das verdient? Ich habe schon ein paar blaue Flecke für Pascal eingesteckt, und du? Du sitzt auf deinem Arsch.“

“Mord auf Französisch”, S. 86 (c) Laurent Bach / Bruno Gmünder

„Hast du etwas erfahren?“

„Nein.“ Er schlug den Kaffee aus, den Amélie für ihn aufgebrüht hatte. Das fehlte noch, dass er mit seinem alten Kumpel einen auf gemütlich machte.

„Aber ich“, sagte Lambert. „Ich habe die Verbindungsnachweise erhalten. Ich hätte mir denken können, dass du diese Anrufer alle schon durch hast.“

„Und? Gibt es etwas Neues?“

„Nein, bei den Anrufern nicht. Aber sag mir mal, woher du diese zwei Seiten Gutachten hast, die du in den Briefkasten gesteckt hast?“

„Wenn ich das mal wüsste. Die Seiten steckten in meinem Briefkasten, heute Morgen. Ich habe keine Ahnung, warum der Unbekannte mir mehr Vertrauen schenkt als der Polizei.“

Amélie grinste. Lambert schnaubte abfällig.

“Mord auf Französisch”, S. 128 (c) Laurent Bach / Bruno Gmünder

„Du kennst diesen Hund, diesen schwarz-weißen. Er war am Fluss beim Picknickplatz. Vor dort kennst du ihn, nicht wahr?“, rief Claude.

Julien wurde blass, der Motor starb, denn er vergaß die Kupplung zu treten.

„Claude, ich …“, stammelte er.

„Gib endlich zu, dass du mit Pascal dort warst!“, forderte Claude, immer noch empört. Da schwieg Julien und presste seine Hände um das Lenkrad, so fest, dass die Knöchel weiß wurden. „Ja, ich war da.“

Claudes Herz tat weh, unwillkürlich griff er sich an die Brust.

„Hast du ihn …?“ Er konnte nicht aussprechen, was er vermutete.

„Nein!“, entgegnete Julien erregt. „Das habe ich nicht. Das hätte ich niemals tun können. Ich wollte ihn nicht verlieren.“

“Mord auf Französisch”, S. 191 (c) Laurent Bach / Bruno Gmünder

„Mon Dieu“, flüsterte Julien und streichelte Claude über das Haar. „Mensch, was machst du nur für Sachen“, gab er sich burschikos, obwohl sein Herz anscheinend ohne Takt in seiner Brust umher hüpfte.

„Hat er gerade was von Verhaften gesagt?“, nuschelte Claude.

Julien nickte und schluckte zittrig. Claude spürte seine weiche Haut und legte den Kopf fester gegen sein Herz, damit er es schlagen hören konnte. Die warme Welle nahm ihm die Sinne. Es wurde wieder einmal dunkel, er erkannte die Veränderung in ihm, doch dieses Mal wehrte er sich nicht. Alles war gut. Amélie lebte, Julien war bei ihm. Er fühlte nicht mehr, wie seine Freundin ihm Ohrfeigen versetzte und rief: „Claude, Claude! Verdammt, ruf einen Krankenwagen, er hat Verbrennungen dritten Grades auf dem Rücken. Und eine Schusswunde.“

“Mord auf Französisch”, S. 234 (c) Laurent Bach / Bruno Gmünder

Ich hoffe, ich habe euch neugierig auf Claude Bocquillon gemacht. Wir sehen uns zitate-technisch nächste Woche wieder. Mal schauen, welches Buch ich dann in petto habe 😀

Liebe Grüße,
Juliane

[MANGA] Caste Heaven von Chise Ogawa


Autor: Chise Ogawa
Taschenbuch:  220 Seiten
ISBN: 978-3-8420-2382-6
Preis: 6,95 EUR (Taschenbuch)
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Story:
An Azusas Schule herrscht ein bizarres Kastensystem. In unregelmäßigen Abständen müssen sie die Schüler auf die Suche nach Karten machen, die die neue Rangordnung innerhalb der Klasse festlegen. Der King bzw. die Queen kennzeichnen demnach die Schüler, die das Sagen haben, der Joker wird automatisch zum Target, der von den Angehörigen der unterschiedlichen Kasten offen gemobbt und erniedrigt werden darf. Für Azusa ändert sich sein Leben, als er sein Freund Karino ihn hintergeht und er seinen Platz als King einbüßt. Während Karino als neuer King offen Rache übt, gibt er Azusa doch eine Möglichkeit, sich vor den teils auch sexuellen Übergriffen seiner Mitschüler zu schützen – er soll ihm zu Willen sein, wann immer Karino will. Für Azusa, dem es schwerfällt sich unterzuordnen, ein schier unmögliches Angebot, dass er jedoch bald annehmen muss, um nicht vollkommen unterzugehen …

Eigene Meinung:
Mit dem Boys Love Manga „Caste Heaven“ präsentiert Tokyopop die japanische Mangaka Chise Ogawa erstmals in Deutschland. Mit ihren psychologischen und düsteren Geschichten hat sie sich in Japan sowohl im Shojo- als auch im Yaoi-Genre einen Namen gemacht und debütiert mit einem ihrer bekanntesten Werke in den hiesigen Gefilden. weiterlesen…

[ROMAN] Highspeed Love von Chris P. Rolls


Autor: Chris P. Rolls
Taschenbuch: 250 Seiten
ISBN: 978-3-958180741
Preis: 3,99 EUR (ebook)
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Story:
Für den Motocrosser Cole gibt es nur rein Ziel: seinen ärgsten Konkurrenten Miles besiegen und den Titel an sich zu reißen. Sein Vorhaben gerät ins Wanken, als sein Mechaniker nach einem Schlaganfall ausfällt und er einen neuen auswählen muss. Seine Entscheidung fällt ausgerechnet auf Miles Zwillingsbruder Maxwell, dem man nachsagt vor Jahren das Motorrad seines Bruders manipuliert und einen schweren Unfall verursacht zu haben. Von seinen Teamkollegen skeptisch beäugt, beginnt Maxwell mit seiner Arbeit und sorgt dafür, dass Coles Maschinen tatsächlich besser werden und dem Rennfahrer die ersten Siege bescheren. Dennoch bereitet Maxwells Anwesenheit Cole zunehmend Probleme, denn seine wachsenden Gefühle für seinen Mechaniker drohen sein bestgehütetes Geheimnis zu enthüllen: seine Homosexualität.

Eigene Meinung:
Chris P. Rolls ist eine der bekanntesten deutschen Gay Romance Autoren und blickt auf eine beeindruckende Anzahl veröffentlichter Bücher zurück. Im Gegensatz zu den meisten anderen Romanen von ihr, ist das Buch „Highspeed Love“ nicht im Selbstverlag erschienen, sondern bei Forever, dem eBook-Label von Ullstein. Hier erschien auch der Gay Romance „Böse Jungs“ von Susann Julieva. weiterlesen…

[ROMAN] Duell der Prinzen von C.S. Pacat


Autor: C.S Pacat
Taschenbuch: 432 Seiten
ISBN: 978-3-641-15522-3
Preis: 9,99 EUR (ebook)
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Rezension zum englischen Original (5 Sterne)

Story:
Um einen Krieg zwischen den verfeindeten Ländern Vere und Akielos zu verhindern, ist Damen, hinter dem sich eigentlich Prinz Damanios von Akielos verbirgt, gezwungen mit Laurent, dem Thronfolger des Landes Vere zusammenzuarbeiten. Gemeinsam werden sie von Laurents Onkel an die südliche Grenze geschickt, um das Land gegen Eindringlinge zu verteidigen. Damen wird schnell klar, dass der gegenwärtige Regent in keiner Weise das Wohl seines Neffen im Sinn hat. Alles deutet darauf hin, dass Laurent auf dem Weg in den Süden getötet werden soll, was dem nahenden Krieg neue Nahrung geben würde. Während Laurent alle Hände voll zu tun hat, die Intrigen seines Onkels abzuwehren und sich auf seine Art der Unterstützung der Nachbarländer zu versichern, versuchte Damen aus den Männern, die Laurents Heer begleiten, eine funktionierende Einheit zu machen. Inmitten der harten Kämpfe, komplexen Intrigen und detaillierten Planungen kommen sich die beiden Prinzen unweigerlich näher. Aus Respekt wird Freundschaft und letztendlich kann sich Damen der Anziehungskraft Laurents nicht mehr verwehren …

Eigene Meinung:
Mit dem Roman „Duell der Prinzen“ erschien Anfang 2016 der zweite Band der Erfolgsreihe „Captive Prince“ von C.S. Pacat – dieses Mal jedoch nur als eBook. Leider scheint der dritte Roman, der noch am Ende des Buches mit dem Titel „Rückkehr des Prinzen“ angekündigt wurde, nicht mehr als Einzelband zu erscheinen. Stattdessen wurde ein Sammelband, der alle drei Bücher enthalten soll für den Januar 2017 von Heyne angekündigt.

„Duell der Prinzen“ setzt dort an, wo Band 1 endete und führt die Geschichte um Damen und Laurent spannend weiter. C.S. Pacat gelingt es das Potenzial der Geschichte um ein Vielfaches zu steigern und den Vorgängerroman in mehrfacher Hinsicht zu übertreffen. Die Handlung besticht erneut durch komplexe Intrigen, doppelbödige Elemente und eine so vielschichtige Handlung, dass man wirklich konzentriert bei der Sache bleiben muss, um alle Andeutungen und Hinweise zu verstehen. Dabei werden auch offene Punkte vom ersten Band aufgegriffen oder einige Ereignisse präsentieren sich urplötzlich in einem neuen Licht, so dass die Geschichte immer logischer und in sich schlüssiger wird. Dadurch fesselt auch der zweite Band der Reihe von der ersten bis zur letzten Seite und es fällt schwer das Buch zur Seite zu legen.
Die Autorin baut einmal mehr auf eine intrigenreichen Geschichte, die dieses Mal auch von einigen Kampf – und Actionenszenen unterbrochen wird, da es erstmals auch zu Schlachten kommt. Dadurch wirkt „Duell der Prinzen“ wesentlich dynamischer und interessanter als Band 1, der sich vorwiegend im Palast abgespielt hat und wo Damens „Spielwiese“ auf wenige Zimmer beschränkt war. Sicherlich gibt es auch im zweiten Band viele Beschreibungen und Hintergrundinformationen (so erfährt man durch Damen endlich mehr über den Staatstreich seines Bruders und die Hintergründe zu seiner Degradierung zum Sklaven), aber es gibt auch mehr Action, so dass die Geschichte ausgewogener geworden ist.

Natürlich kommen sich Damen und Laurent endlich näher, wenngleich von einer romantischen Liebesbeziehung keine Rede sein kann. Stattdessen bekommt man von C.S. Pacat eine realistische und glaubwürdige Beziehung präsentiert, die im Grunde nicht gut enden kann – etwas, was beide Protagonisten wissen. Dennoch spürt man das Knistern zwischen Laurent und Damen, die Gefühle, die beide füreinander entwickeln und die in einer gemeinsamen Nacht enden.

Neben der komplexen Handlung können einmal mehr die Figuren überzeugen. Laurent und Damen entwickeln sich im Laufe der Ereignisse weiter, und werden endlich zu Kampfgefährten und Freunden, die einander respektieren. Damen lernt im Laufe der Zeit Laurent besser kennen und verstehen, und ist bald der einzige, der Laurents uneingeschränktes Vertrauen genießt. Zudem vertieft sich sein Interesse an Laurent, der Damens Gefühle sogar teilweise erwidert.
Auch Laurent wird im Laufe der Zeit greifbarer, was daran liegt, dass er sich Damen gegenüber öffnet und immer wieder einen Blick auf seine wahre Natur gewährt. Natürlich ist er für Damen und damit auch für den Leser zumeist undurchsichtig, seine Aktionen nur schwer nachvollziehbar, doch er taut während der Reise zur Grenze spürbar auf.

Auch die Nebenfiguren sind starke, in sich logisch handelnde Persönlichkeiten. C.S. Pacat führt eine Vielzahl interessanter Charaktere ein, wobei auch alte Bekannte einen kürzeren oder längeren Auftritt bekommen. Jord und Orlant, die Damen im Palast bewacht haben, nehmen einen größeren Part ein, während der 13-jährige Nicaise nur am Rand auftaucht. Mit Aimeric taucht eine neue Figur auf, die im Laufe der Handlung eine wichtige Rolle spielt und auch die Herrscher der Südreiche von Vere bekommen ein wenig mehr Gewichtung. Alles in allem geben sie Laurent und Damen einen passenden Rahmen, um sich zu entwickeln und die Geschichte voranzutreiben.

Stilistisch ist „Duell der Prinzen“ gut gelungen und mitreißend umgesetzt. C.S. Pacats Schreibstil ist sehr komplex, sie nutzt gerne ungewöhnliche Wörter und Beschreibungen, was den Charme ihrer Schreibstils ausmacht. Die deutsche Übersetzung wirkt dieses Mal flüssiger und passender, wenngleich sie noch immer nicht die Eleganz des englischen Originals einfangen können. Leser, die des englischen mächtig sind, sollten vielleicht testweise in die englische Leseprobe schnuppern, bevor sie sich für die deutsche oder englische Fassung entscheiden.

Fazit:
Mit „Duell der Prinzen“ schließt C.S. Pacat an den Erfolg des ersten Bandes an und führt die Geschichte um Laurent und Damen überzeugend und intrigenreich fort. Dank der komplexen Handlung und der vielschichtigen Charaktere gehört „Captive Prince“ zurzeit zu den besten Gay Fantasy Reihen, die es auf dem Markt gibt. Da Heyne sich für eine preiswerte Gesamtausgabe der Reihe entschieden hat und Band 3 nicht mehr separat veröffentlichen wird, fällt es schwer den zweiten Band zu empfehlen – wer „Captive Prince“ kennenlernen möchte, sollte am besten bis 2017 warten, wer Band 1 mochte ebenfalls. Insbesondere da „Duell der Prinzen“ mit einem bösen Cliffhanger endet.

Die Rezension zu “Captive Prince 2 – Prince’s Gambit” (englisches Original) kann man hier nachlesen.

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[ROMAN] Blutzoll der Wölfe von Alegra Cassano

 

Autor: Alegra Cassano
Taschenbuch:  Band 1: 440 Seiten | Band 2: 384 Seiten
ISBN: Band 1: 978-3945934272 | Band 2: 978-3945934319
Preis: 5,99 EUR (eBook) | 12,95 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Morgans Leben scheint beendet, als der Wolfswandler Waydar mit seinem Rudel in das Dorf des jungen Mannes kommt und ihn als Blutzoll fordert. Doch während die anderen ausgewählten Menschen schnell von den übrigen Wölfen gefressen werden, verzichtet Waydar darauf Morgan zu jagen, da der junge Mann starke Anziehungskraft auf ihn ausübt. Schon bald sind Gefühle im Spiel, denn nicht nur Waydars Interesse an Morgan wächst, dieser fühlt sich ebenfalls zu dem Wolf hingezogen. Allerdings beginnen damit die Probleme, denn Waydar ist auf dem Weg zu seiner eigenen Hochzeit mit der ältesten Tochter der Silberfelle – ein Bündnis, das von seinem eigenen Vater bereits vor Jahren geschlossen wurde. Zudem erwachen in Morgan Kräfte, die schnell zeigen, dass in ihm das Erbe eines Bestadors schlummert, des einzigen Wesens, das in der Lage ist einen Wolfswandler zu töten …

Eigene Meinung:
Mit den ersten beiden Romanen zu „Blutzoll der Wölfe“ legt Alegra Cassano den Auftakt ihrer Gestaltwandler-Fantasy-Reihe vor, die den Leser bereits nach wenigen Seiten in den Bann zieht. Derzeit arbeitet die Autorin am dritten Buch der Reihe, in der es Morgan und Waydar über das Meer in ein unbekanntes Land führt. Wer abgeschlossene Geschichten bevorzugt, sollte vor dem Lesen mindestens die ersten beiden Bände kaufen, denn die Handlung von Band 1 geht nahtlos in Band 2 über und wird weitestgehend abgeschlossen. weiterlesen…

[ROMAN] Die Schwimmbad-Bibliothek von Alan Hollinghurst


Autor: Alan Hollinghurst
Taschenbuch: 496 Seiten
ISBN: 978-3-959850360
Preis: 9,99 EUR (eBook) |14,99 EUR (Taschenbuch)
Bestellen: Amazon

Story:
Der junge Adelige William Beckwith genieß sein Leben in vollen Zügen: Partys, erotische Exzesse und ohne finanzielle Sorgen lebt
der schwule Mann im London der 80er Jahre in den Tag hinein. Erst als er dem alten Lord Nantwich auf einer Toilette das Leben rettet, ändert sich sein Leben Stück um Stück. Der ehemalige Kolonialbeamte bittet den jungen Mann nämlich darum, seine Memoiren zu schreiben und übergibt Will einige seiner Tagebücher und Aufzeichnungen. Obwohl Will weniger daran interessiert ist, liest er sich doch in Nantwichs Leben ein und taucht in die damalige Zeit ein, in der Homosexualität noch strafbar war. Gleichzeitig lernt er den jungen Bodybuilder Phil kennen und lieben, und beginnt eine lose Beziehung mit ihm.

Eigene Meinung:
Der Roman „Die Schwimmbad-Bibliothek“ von Alan Hollinghurst erschien bereit 1988 und zählt zu den Klassikern der schwulen Literatur. Mit seinem Debüt gewann der Autor unter anderem den „Somerset Maugham Award“ und „E. M. Forster Award of the American Academy of Arts and Letters“. Auch Hollinghursts spätere Werke brachten ihm weitere Preise ein und fast durchweg positive Kritiken, weswegen er zu den bedeutendsten modernen, englischsprachigen Schriftstellern gehört. weiterlesen…