Autor: Peter Nathschläger
Taschenbuch: 320 Seiten
ISBN: 978-3-945569016
Preis: 11,95 EUR
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Story:
Seltsame Ereignisse werfen ihre Schatten voraus und kündigen eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes an: Mitte der 60er Jahre verschwinden über Nacht sämtliche Einwohner der kleinen, südfranzösischen Stadt Mont Ceret, 40 Jahre später stößt der französische Ermittler Rousseau auf eine Leiche in der Kirche der Ortschaft und auf verstörende Dokumente, die ihn nach Sibirien führen. Zeitgleich trifft der junge Musikstudent Leon auf den seltsamen, wilden Russen Ivo, der mehr zu sein scheint als ein Mensch. Nach einer kurzen, heftigen Affäre, zieht es Letzteren zurück nach Russland, denn dort wartet sein Schicksal auf ihn. Leon bleiben lediglich winzige Hinweise und Erinnerungen, zudem drei grausam ermordete Männer, die nachweislich mit Ivo unterwegs waren. Als er zufällig Rousseaus Bekanntschaft macht, beschließen beide Ivo zu folgen, denn sie erhoffen sich Antworten für all die seltsamen Vorfälle, die die Welt heimsuchen: eine neue Trenddroge, die die Ärzte vor ein Rätsel stellt, merkwürdig geschlechtslose Wesen, die Ivo jagen und eine Sekte, die im Hintergrund die Fäden zieht.
Auf ihrem Weg lernen sie die handfeste Olga kennen, die sie bereitwillig unterstützt und stoßen auf einen unvorstellbaren Komplott, der bereits 1908 in Tunguska, Sibirien seinen Anfang nahm und eine nahende Katastrophe, die nur einer abwenden kann: Ivo.
Eigene Meinung:
Mit dem Roman „Endkreis“ wagt sich er Incubus Verlag erstmals an einen mystischen Thriller. Verfasst wurde der Roman von Peter Nathschläger, der bereits etliche Bücher bei Himmelstürmer, Männerschwarm und AAVAA herausgegeben hat.
Inhaltlich präsentiert Peter Nathschläger einen seltsam konfusen Thriller, den man nur schwer greifen kann und der sich stark auf das Thema Engel und Apokalypse konzentriert. Damit handelt es sich bei „im Endkreis“ nur teilweise um einen Thriller, stattdessen überwiegt spätestens ab dem ersten Drittel die Mystery-Komponente, sprich man sollte den fantastischen Elemente gegenüber offen sein. Selbst dann ist die Geschichte sehr konfus und wirr aufgebaut, von Rückblenden und Perspektivwechseln durchzogen und eher dezentral zu Papier gebracht. Man braucht eine Weile, um einen Einstieg in die Handlung zu finden und sich mit den verschiedenen Figuren zu identifizieren. Auch die Tatsache, dass die Handlung wie eine Mischung aus „Akte X“, „Die purpurnen Flüsse“, „Gods Army“ und „Wolfen“ wirkt, hinterlässt einen bitteren Beigeschmack, da es an Innovation und Ideenreichtum mangelt.
So verknüpft der Autor so viele unterschiedliche Konzepte und Ideen, dass man den Überblick verliert und man das Gefühl hat, dass hier zu viel eingebaut wurde. Sinnvoller wäre es gewesen sich auf wenige Aspekte zu konzentrieren und diese überzeugend auszuarbeiten, anstatt die Handlung mit unendlich viele kleinen Seitensträngen zu füttern. Denn genau diese kleinen Handlungsbögen sind mitunter unlogisch und werfen Fragen auf, die nicht beantwortet werden: Seien es die österreichischen Ermittler, die zu auskunftsfreudig sind und der Presse Hinweise geben, die kein Polizist preisgeben würde; die Dogenopfer, deren Verbleib nie aufgeklärt wird oder die Tatsache, dass jeder mit dem Begriff Schamane etwas anfangen kann und in Ivo einen erkennt – Peter Nathschläger verzettelt sich, beschreibt einige Ereignisse extrem ausufernd (Bahnunfall), während er andere zu stark kürzt und zusammenfasst (das Finale!).
Leider können auch die Charaktere nur wenige Sympathiepunkte für sich gewinnen – gerade Ivo ist ein sehr inkonsistenter Held, über den man zu wenig erfährt. Der Leser lernt ihn nur oberflächlich kennen, da man nichts von seinen Gedanken und Gefühlen mitbekommt. Dieses Problem teilt er sich jedoch mit allen anderen Figuren: Leon ist noch blasser, zum Ende hin fällt es schwer, seine Rolle in der ganzen Sache zu akzeptieren; Rousseau ist ebenfalls schwer zu nehmen, wird jedoch von allen Charakteren am eingehendsten thematisiert. Die übrigen Figuren treiben vorwiegend die Handlung voran, allen voran Olga, die Ivo, Len und Rousseau den Weg nach Tanguska erleichtert oder Rosseaus Kollege Herve, der die Gruppe von Frankreich aus unterstützt.
Insgesamt ist die dezentrale Erzählperspektive dafür verantwortlich, dass der Leser nur schwer in die Handlung eintauchen und sich nur teilweise mit den Figuren identifizieren kann. Peter Nathschlägers Wahl, die Handlung aus Sicht eines allwissenden Erzählers zu erzählen, ist nicht unbedingt die Beste gewesen. Anstatt dem Leser die Figuren, ihre Gefühle und Gedanken näher zu bringen, ergeht er sich in unendlichen Beschreibungen, die schnell langweilen und das Buch recht zäh und langatmig machen. Auch die Dialoge sind eher schleppend und lockern selten die Handlung auf. Ansonsten muss man den Stil des Autors mögen, denn er ist teilweise extrem überbordend und detailverliebt, teilweise zu kurz gefasst. Gerade Erklärungen rund um die Charaktere und deren Aktionen sind mitunter zu kurz gehalten, was dem Leser eine Identifikation erschwert.
Fazit:
Alles in allem konnte mich der Thriller „Im Endkreis“ nicht überzeugen. Die Handlung wirkt zu konstruiert, abstrakt und von einigen bekannten Filmen und Serien kopiert, die Charaktere sind dank des dezentralen Schreibstils Nathschlägers zu unnahbar und unsympathisch. Dabei ist die Grundidee nicht einmal schlecht, doch leider hapert es an der Ausführung – schade „Im Endkreis“ versprach Spannung und Action, sorgt jedoch eher für Langweile und offene Fragen. Wer interessiert ist, sollte vorab in die Leseprobe schauen – die Wirkung der Geschichte steht und fällt mit Peter Nathschlägers Schreibstil.