[ROMAN] Und in mir ein Ozean von Dennis Stephan

Autor: Dennis Stephan
Taschenbuch: 304 Seiten
ISBN-13: 978-3896562814
Preis: 9,99 EUR (eBook) | 16,00 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Als Arthurs Mutter an seinem 18. Geburtstag plötzlich verschwindet, bricht für den zartbesaiteten Jungen eine Welt zusammen. Bisher drehte sich sein Leben um die seltsame Frau, die mehr auf die Götter der Natur, geheimnisvolle Zaubereien und ein Dasein am Rand der Gesellschaft geführt hat. Für Arthur beginnt eine lange Reise des Erwachsenwerdens, die ihn nach Hamburg, Amsterdam und Berlin verschlägt, immer auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Erst als er in das verwunschene Haus an der Ostseeküste zurückkehrt, findet er den Frieden, den er immer gesucht hat und löst die Rätsel um das plötzliche Verschwinden seiner Mutter …

Eigene Meinung:
„Und in mir ein Ozean“ ist der neue Roman von Dennis Stephan, dessen Debüt „Der Klub der Ungeliebten“ vor Jahren beim Incubus Verlag erschienen ist. Sein neues Werk hat eine ähnlich lange Reise hinter sich, wie der Protagonist Arthur und erschien im Herbst 2019 schließlich beim Querverlag. weiterlesen…

[ZITATE-FREITAG] Ein letztes Mal wir

Hallo ihr Lieben,

wie bereits angekündigt habe ich dieses Mal ein Buch mit einer lesbischen Protagonistin im Gepäck, damit der Zitate-Freitag auf Dauer nicht so langweilig wird. Ich habe mich für “Ein letztes Mal wir” von Lovis Cassaris entschieden, das mich tief berührt hat. Aus diesem Grund hoffe ich, den ein oder anderen neugierig zu machen und dem Roman eine Chance zu geben. Es lohnt sich auf jeden Fall, wenn man keine Probleme mit ernsten Problemen, Krankheit und Tod hat.

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meine Rezension

Selbst der Pfad ist eine Ansammlung von Geröll. Uneben, unberechenbar, erbarmungslos. Ein einziger Fehler kann aufgeschlagene Knie oder eine Verstauchung bedeuten. „Denk an etwas anders. An etwas Schönes“, rede ich mir gut zu. Ein Fuß nach dem anderen, immer weiter. Oder ich denke erst mal an gar nichts. Nicht an die Gefahren, nicht an die Schmerzen nicht an Meike.

Vor allem nicht an Meike.

“Ein letztes Mal wir”, S. 31 (c) Lovis Cassaris / Querverlag

„Na, hat es Ihnen Spaß gemacht?“

„Kennen wir uns?“ Sie drehte sich nicht einmal um, diese arrogante Schnepfe.

„Und wie wir uns kennen. Sie haben in der Stadtgärtnerei das Sicherheitspersonal auf mich gehetzt.“

„Ich glaube, Sie täuschen sich“, erwiderte sie trocken.

„Wenn Sie schon nicht den Mut haben, es zuzugeben, dann können Sie mir wenigstens in die Augen schauen, während Sie mich anlügen“, forderte ich sie auf.

Als sie sich tatsächlich umdrehte und mich ansah, wusste ich: Diesen grünen Augen würde ich zukünftig alles glauben wollen.

“Ein letztes Mal wir”, S. 46-47 (c) Lovis Cassaris / Querverlag

Ich lockerte die Umarmung und blieb mit dem Blick an Meikes Rücken haften, bis sie im Badezimmer verschwunden war. Ich krabbelte hoch und legte mich aufs Bett, glücklich, dass weit und breit kein Kater war, der mir den Platz streitig machen konnte. Plötzlich stand Meike wieder im Raum. Sie sagte nichts. Sie starrte mich nur an, mit weit aufgesperrten Augen, die verunsichernd auf mich wirkten.

„Alles in Ordnung?“

„Es ist etwas passiert.“ Ihre Stimme zitterte. Ihr ganzer Körper zitterte. Und ich bereute auf einmal die Frage.

“Ein letztes Mal wir”, S. 82 (c) Lovis Cassaris / Querverlag

„Was ist das?“

„Ich habe Check-Out kontaktiert.“

„Die Sterbehilfeorganisation?“

„Ja“, seufzt Meike.

„Das kannst du nicht machen. Du bist feige“, sage ich wütend. Die Papiere zitterten in meinen Händen, und ich wurde lauter. „Nur Feiglinge gehen zu Check-Out.“

„Ich möchte das aber so, und es ist mir egal, was du über mich denkst. Ich ertrage meinen Körper nicht mehr. Die Schmerzen, die Angst, dass ich nie weiß, wann es endlich aufhören wird. Es muss sich etwas ändern.“

„Ja, das muss es.“

Für eine Weile war es wieder unerträglich still im Zimmer. Dann fuhr Meike fort: „So kann es nicht weitergehen. Ich habe darüber nachgedacht … Alex, ich liebe dich. Das tue ich wirklich.“ Dieser Satz ließ mich schwer schlucken. „Aber … Ich kann nicht. Ich kann nicht mehr auf andere Rücksicht nehmen. Nicht in diesem Zustand.

“Ein letztes Mal wir”, S. 119 (c) Lovis Cassaris / Querverlag

„Das ist richtig. Aber diese Reise … Sie war für mich etwas Wertvolles. Etwas, was auf meiner Lebens-To-Do-Liste schon seit Jahren stand,“

„Was ist eine Lebens-To-Do-Liste?“

„Eine Liste von Dingen, die ich machen wollte, bevor ich eines Tages sterbe. Dinge, die mir viel bedeuten, aus welchen Gründen auch immer.“

Ich überlegte kurz. Hatte ich in meinem Kopf jemals so eine Liste erstellt?

„Warum ausgerechnet der Norden?“, fragte ich neugierig.

„Es gibt einen Reiseveranstalter, der jedes Jahr im Sommer einen Wanderlauf organisiert. Und ich stelle mir die Landschaft und die Natur unglaublich schön vor. Ich habe Bilder gesehen. Fotos, wunderschöne Fotos einer Strecke zwischen Nikkaloukta und Abisko. Eine junge Künstlerin läuft die Strecke fast jedes Jahr mit.“

“Ein letztes Mal wir”, S. 141 (c) Lovis Cassaris / Querverlag

„Mittlerweile weiß ich, dass Glück in den kleinen Dingen steckt. Abgesehen davon, dass Meike gar nicht mehr in der Lage gewesen wäre, irgendetwas Waghalsiges zu unternehmen, war alles, was uns in der Endphase ihrer Krankheit glücklich machte, nichts Neues oder Berauschendes. Es waren unsere letzten Male. Meike ein letztes Mal ein Buch vorlesen. Sie ein letztes Mal Orangen auf meinem Bauch schälen lassen. Ein letztes Mal wir sein. In allem, was uns im Alltag noch begegnete. Es ging nicht mehr um richtige oder falsche Entscheidungen. Meike war nicht mehr verzweifelt, und auch ich dachte nicht mehr daran, dass ich allein zurückbleiben würde. Die einzige Frage, die man sich stellt, ist die nach dem Verzeihen. Musste ich Meike noch etwas verzeihen, und musste ich selbst bei ihr um Verzeihung bitten? Und wenn zwei Menschen, zwei Liebende beide Fragen mit einem Nein beantworten können, dann ist alles andere unwesentlich. Es lag keine Agonie mehr in der Luft. Nur Liebe. Unsere einfache, nackte Liebe.“

“Ein letztes Mal wir”, S. 161 (c) Lovis Cassaris / Querverlag

Damit verabschiede ich mich für diese Woche – nächste Woche habe ich ein brandaktuelles Buch im Gepäck, dass ich noch nicht rezensiert habe (die Rezension kommt passend zum Zitate-Freitag einige Tage vorher online). Solltet ihr Wünsche für die kommenden Wochen haben, immer her damit  – ich bin für Vorschläge offen. Einzige Bedingung ist, dass ich das Buch rezensiert haben muss 🙂

Liebe Grüße,
Juliane

[ROMAN] Ein letztes Mal wir von Lovis Cassaris


Autor: Lovis Cassaris
Taschenbuch: 192 Seiten
ISBN: 978-3896562395
Preis: 7,99 EUR (eBook) | 14,90 EUR (Taschenbuch)
Bestellen: Amazon

Story:
Die Berlinerin Alexandra Roth ist eine Stadtpflanze durch und durch. Dennoch nimmt sie an einer 180km langen Wandertour durch Lappland teil, um ein Versprechen einzulösen, dass sie ihrer todkranken Frau Maike kurz vor deren Tod gab. Nur mühsam bewältigt Alex die ersten Kilometer und bekommt unerwartet Unterstützung von der jungen Fotografin Emma Holmqvist, die ihr nicht nur bei den mühevollen Tagesmärschen hilft, sondern ihr auch ein offenen Ohr leiht. So erzählt Alex in der abgeschiedenen Idylle Lapplands von ihrer Frau und ihrer Entscheidung, ihrem Leben selbstbestimmt ein Ende zu setzen, als es gegen den Krebs keine Chance mehr gibt …

Eigene Meinung:
Mit „Ein letztes Mal wir“ erschien 2016 das Debüt der Autorin Lovis Cassaris im Querverlag. Auf knapp 200 Seiten entführt die Autorin zum einen nach in das raue, wilde Lappland, zum anderen in die Schweiz, wo Alexandra und Maike leben. weiterlesen…