Bronze – Zetsuai Since 1989: © 1992 Minami Ozaki, Shueisha / Carlsen
Hallo ihr Lieben,
wie ihr ihr wisst, liegen die Anfänge von “Like a Dream” im Manga/Anime Bereich gewesen, denn als ich mit 18 die Seite ins Leben rief, war ich totaler Mangafan. Damals wurden gerade die ersten bekannten Mangareihen bei EMA und Carlsen veröffentlicht (Tokyopop wurde erst später gegründet) und man
bezog sein Wissen aus dem Magazin AnimaniA – dort habe ich auch erstmals von Shonen-Ai gelesen und bin über “Zetsuai” und andere schwule, japanische Comics gestolpert, die sich in Japan erst ab den beginnenden 90er Jahren etabliert haben.
Nur was ist so faszinierend an Mangas und den japanischen Künstlern? Was unterscheidet sie von den üblichen frankobelgischen oder amerikanischen Comics, die in Deutschland wesentlich länger erhältlich sind?
Diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten. Mangas unterscheiden sich in vielen Punkten von den üblichen Comics:
- sie sind zu 95% schwarz/weiß gehalten
- sie werden in japanischer Leserichtung gelesen (von hinten nach vorne, und rechts nach link)
- sie erscheinen wesentlich häufiger, als z.B. frankobelgische Comics, auf die man teilweise Monate, wenn nicht Jahre warten muss. Das liegt daran, dass die Mangas kapitelweise in monatlichen oder wöchentlichen Magazinen erscheinen, bevor sie zu einem Taschenbuch zusammengefasst werden
- es gibt sie für alle Altersklassen: Kleinkinder, Schüler, Teenies, Erwachsene
- nahezu alle Themen werden behandelt (sogar Dinge wie Kochen, Go-Spielen, div. Sportarten, etc.), was eine wesentlich breitere Themenpalette ergibt, als man sie bei normalen Comics geboten bekommt
Death Note: © 2003 Tsugumi Ohba, Takeshi Obata, Shueisha/ Tokyopop
Für mich macht ein großer Reiz die Dynamik und Action aus, die mitunter wesentlich flüssiger sind, als bei anderen Comics. Man liest sie schneller, weil das Auge nicht an jedem aufwendigen Panel verweilt, sondern sich eher auf den Inhalt oder die Dialoge konzentriert. Das hat Vor- und Nachteile, denn Mangas wirken mitunter ein wenig gehetzt und schlampig, was vor allem daran liegt, dass sie nun einmal Massenware sind. Es gibt sie in Form von Magazinen, Taschenbüchern, Doujinshis (selbstpublizierte Fanzines und Kurzmangas) und in Kurz-Strips in Tageszeitungen. Mangas sind in Japan für jede Altersklasse – sprich nicht nur Kinder und Jugendliche lesen japanische Comics, sondern auch Erwachsene jeglicher Herkunft. Ducrh die vielen Veröffentlichungen ist der Druck auf die japanischen Zeichner enorm – wer einmal wissen will, wie extrem es im japanischen Manga-Business zugeht, sollte einmal in “Bakuman” reinlesen, wo neben einer sehr witzigen Geschichte auch viele Einblicke in die Arbeit eines Mangakas gewährt werden. Dementsprechend sind Mangas selten so extrem aufwendig wie frankobelgische Comics, wo die Künstler mitunter Jahre an knapp 80 Seiten sitzen.
Eine weitere Sache, die für mich die Faszination an Mangas ausmacht, ist die breitere Palette an unterschiedlichen Stilrichtungen, die es auf dem japanischen Comicmarkt gibt: ob man nun niedliche Highschool-Mädchen oder hübsche Bishonen mag, gestandene Männer oder kleine Kinder, düstere Horror-Werke oder fantastische Endzeitszenerien – man wird garantiert fündig. Es ist im Grunde für jeden Geschmack etwas dabei, denn es gibt einfach viel mehr unterschiedliche Stilrichtungen als innerhalb der amerikanischen Comicszene (gerade die Superheldencomics sind einander recht ähnlich) oder auch bei den frankobelgischen Comics. Es ist abwechslungsreicher und damit spannender.
Fushigi Yuugi: © 1992 Yuu Watase, Shogakukan/EMA
Das drückt sich auch in den Geschichten aus – im Manga werden nahezu alle Themen aufgegriffen, die man sich vorstellen kann: Sport, Schule, Kochen, Tanzen, Abenteuer&Action, Fantasy, Horror, etc. Es gibt Mangas für Kleinkinder und Hausfrauen, junge Mädchen und erwachsene Männer. Das Spektrum an Geschichten (und damit auch Figuren) ist einfach größer, als bei anderen Comics, für mich ein weiterer Pluspunkt. Sicher, die Charaktere sind mitunter recht stereotyp, aber das hat man ggf. ja auch bei Superheldencomics.
Hier mal meine persönlichen Favoriten unter den Mangas:
- Death Note (Thriller, Mystery, Crime)
- Dragon Head (Endzeit, Drama, Thriller)
- Black Butler (History, Action)
- Fushigi Yuugi (Fantasy, Romance)
- Full Metal Alchemist (Action, Fantasy, Steampunk)
- Fruits Basket (Fantasy, Romantik)
- X-1999 (Endzeit, Drama, Action)
- Blue Exorcist (Action, Fantasy)
- No. 6 (Drama, Endzeit, Action)
- Berserk (Fantasy, Action)
In these Words: © 2010 GUILT|PLEASURE (TogaQ / Kichiku Neko) / Tokyopop
Shonen-Ai / Yaoi / Boys Love
Für mich persönlich machen Shonen-Ai (romantische, schwule Liebesgeschichten) und Yaoi Mangas (die durchaus expliziter und erotischer gehalten sind) einen ganz besonderen Reiz aus, da sich diese vorwiegend auf die Lebesgeschichte und die Beziehung zweier Männer konzentriert. Im Grunde ist es das Pendant zum Gay Romance Genre im Buchbereich, denn man hat in beiden Fällen die obligatorische Liebesgeschichte zwischen zwei Männern und teils recht stereotype Charaktere. Ich fand das immer interessant – die Gründe dafür erläutere ich aber erst in einigen Tagen, da ich mich dann noch einmal ausführlich mit der Faszination von “Slash und Gay Romance” auseinandersetze.
Doch an dieser Stelle sei schon einmal gesagt, dass ich Shonen-Ai und Yaoi Mangas schon seit Jahren mag, inzwischen jedoch sehr wählerisch geworden bin, was meine Lektüre anbelangt. Kamen in den 90er und den 00er Jahren nur wenige Boys Love Mangas heraus (gerade in Deutschland, da nur einige ausgewählte Serien hier herausgebracht wurden – “Zetsuai”/”Bronze”, “Kizuna”, “Fake”, “Gravitation”), so haben die Veröffentlichungen inzwischen doch überhand genommen. Es gibt eine Unmenge Boys Love Mangas – zumeist Einzelbände mit Kurzgeschichten – in denen es immer nur um das Eine geht und in denen die Charaktere vollkommen austauschbar sind. Das ermüdet mit der Zeit jeden Fan.
Gorgeous Carat: © 1999 You Higuri, Shueisha / Carlsen
Dennoch sind die alten Serien und einige ausgewählte aktuelle Reihen immer noch einen Blick wert.
Hier meine Favoriten:
Shojo-Ai / Yuri / Girls Love
Das Pendant zu Boys Love, in dem es um die Liebe zwischen zwei Männern geht, ist das Girls Love Genre, bei dem Mädchen und Frauen im Zentrum stehen. Inhaltlich unterscheiden sich die Geschichten daher nicht von den Shonen-Ai Mangas: es geht um Liebe und Beziehungen.
Citrus: © 2012 Saburouta, Ichijinsha / Tokyopop
Das Girls Love Genre ist jedoch wesentlich kleiner und unbekannter, da die Nachfrage nach derartigen Comics auch in Japan eher gering ist. Während es unzählige Boys Love Magazine und Mangas gibt, sind die Veröffentlichungen im Shojo-Ai Bereich eher spärlich gesät. Auch bieten sie thematisch keine derart breite Palette, denn zumeist beschränken sich Yuri Mangas auf Liebesgeschichten und Beziehungsdramen. Fantasy, Thriller oder Krimis findet man im Girls Love Genre fast gar nicht.
Auch in Deutschland gibt es nur wenige Girls Love Veröffentlichungen, was vor allem daran liegt, dass es in Japan nur wenige geeignete Mangas gibt, die sich für eine deutsche Übersetzung anbieten. Die großen Verlage haben nur eine Handvoll Titel im Programm, die sich mit der lesbischen Liebe beschäftigen. Zu den längeren Reihen gehören “Wir beide!”, erschienen im Carlsen Verlag, das stark-erotische “Maka-Maka” oder “Citrus”, das aktuell bei Tokyopop herauskommt. Auch hier gibt es vorwiegend Einzelbände, denn längere Reihen sind sehr selten.
Lesenswerte Girls Love Mangas sind:
Ich hoffe mit diesem kleinen Einblick in das Manga-Genre könnt ihr ein wenig leichter nachvollziehen, warum ich seit Jahren Fan der japanischen Comicwelt bin. Solltet ihr Fragen haben, oder Empfehlungen brauchen, meldet euch einfach – ich lese aktuell zwar weniger Mangas, aber ich habe noch immer einen guten Überblick über den Markt 🙂