Autor*in: Katharina B. Gross
Taschenbuch: 416 Seiten
ISBN: 978-3986376765
Preis: 2,99 EUR (eBook) / 14,99 EUR (Taschenbuch)
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Story:
Mit Mädchen hat der 17-jährige Julian nicht viel am Hut, weswegen er sich für einen Spätzünder hält. Alles ändert sich als er dem Referendariaten Markus begegnet, der in seiner Klasse Mathematik unterrichtet. Als Markus Julian Nachhilfe gibt, lernen sich die beiden besser kennen und entwickeln zarte Gefühle füreinander. Doch nicht nur Julians plötzliche Gefühle für einen Mann sogen für Chaos, auch dessen Mutter und ihr neuer Lebensgefährte sind alles andere als begeistert davon, dass sich die beiden Männer so gut verstehen – denn einen schwulen Sohn wollen sie nicht in ihrem Haus haben. Für Markus und Julian beginnt ein Spießrutenlauf, bei dem fraglich ist, ob ihre frische Liebe standhält …
Eigene Meinung:
Mit „Whispers of my Heart – Nur Du“ erscheint der erste Band der Gay Romance Reihe von Katharina B. Gross beim dp Verlag neu. Ursprünglich kam die Geschichte um Julian und Markus unter dem Titel „Herzflüstern“ 2018 bei Ullstein Forever auf den Markt, 2023 wurde sie leicht überarbeitet bei dp neu herausgebracht. Auch die beiden bereits erschienenen Fortsetzungen sind angekündigt und sollen im Laufe des Jahres mit neuem Titel und Cover als eBook und Taschenbuch herauskommen.
Die Geschichte entführt die Leser*innen nach Essen, wo Julian mitten im Abitur steckt und bisher nur wenig Interesse an Mädchen oder einer Beziehung gezeigt hat. Das ändert sich, als er Markus begegnet, der ihn vorwiegend optisch anspricht. Recht schnell entwickeln die beiden Gefühle füreinander und genau um diese geht es hauptsächlich in der Geschichte – Julians Auf und Ab hinsichtlich seiner Liebe zu Markus. Die Autorin bleibt dabei stets nah bei Julian, so dass man alle Ereignisse aus seiner Perspektive mitverfolgen kann. Mit der Zeit ermüdet diese Perspektive jedoch, denn es geht die meiste Zeit entweder darum, wie sehr Julian Markus liebt, wie sehr er ihn vermisst, wenn er nicht da ist und wie sehr er mit ihm schlafen möchte – was Markus aus recht irrationalen Gründen erst möchte, wenn Julian volljährig ist. Die Hälfte des Buches besteht also vorwiegend aus dem Hinhalten von Julian (denn echter, schwuler Sex ist es natürlich nur, wenn es zur Penetration kommt – alles andere ist ja nicht ernst zu nehmen), inhaltlichen und wörtlichen Wiederholungen der Gefühle, die Julian hat und irrsinnig vielen Tränen, die Julian aus diversen Gründen vergießt. Zusätzlich baut die Autorin unnötig viel Drama in die Geschichte ein, gepaart mit Handlungen, die teils gar nicht nachvollziehbar sind. Dass Markus ein erwachsener Mann ist, kann man nur schwer glauben, denn seine Beweggründe wirken einfach nur unlogisch und aufgesetzt. Auch das Drama am Ende wirkt arg übertrieben, denn da wird nahezu alles ausgepackt, was die Klischeekiste zu bieten hat – die homophoben Eltern, die ihren Sohn einsperren, eine Flucht in die Arme des Liebsten, eine Rückholaktion, bei der man sich fragt, warum eigentlich niemand die Polizei verständigt und einen hochdramatischen Unfall, der besagte Eltern zum plötzlichen Umdenken zwingt. All das mit der wahren, großen Liebe zwischen den beiden Männern, die einfach nur zusammen glücklich werden wollen.
Die Figuren sind leider sehr flach und entsprechen den klassischen Gay Romance Stereotypen – Julian, der mit fast 18 Jahren nie einen Gedanken daran verschwendet hat, schwul zu sein, trifft auf Mister Right, der ihm nur ein Lächeln schenken muss, um zu bemerken, dass man an Männern interessiert ist. Scheinbar hat er die Pubertät übersprungen, in der man irgendwann merkt, wie man tickt. Kombiniert mit seiner weinerlichen Art und all dem Drama, dass er um Markus herum macht, wirkt er leider weder sympathisch noch kann man ihn ernst nehmen. Auch Markus kann keine Sympathiepunkte sammeln – als Erwachsener kann man ihn nur schwer ernst nehmen, verschwindet er doch, sobald es Schwierigkeiten gibt. Seine Hinter- und Beweggründe sind zudem arg aufgebauscht und können die Leser*innen nicht wirklich überzeugen. Was Julian an ihm findet (mit Ausnahme seines Aussehens, dem tollen Körper und seinem unwiderstehlichen Geruch) kann man nicht wirklich verstehen.
Die übrigen Figuren passen zur Geschichte und bereiten bereits auf die beiden anderen Romane der Reihe vor, denn schon beim Lesen weiß man, wer in den Folgebüchern im Zentrum stehen wird – Lukas und Tim, sowie Patrick und Simon. Dass gerade die Geschichte zwischen Lukas und Tim spannender ist als das, was zwischen den Hauptfiguren passiert, ist bezeichnend und doch waren die Szenen mit Lukas und Tim die einzigen, die ein wenig Spannung in das ansonsten sehr geradlinige, vorhersehbare Drama rund um Julian und Markus gebracht hat.
Stilistisch ist „Whispers of my Heart – Nur Du“ Geschmackssache – Katharina B. Gross hat einen größtenteils angenehm lesbaren Stil, dem jedoch die vielen inhaltlichen und wortwörtlichen Wiederholungen nicht guttun, da sie die Geschichte unnötig aufblähen und jegliche Spannung daraus nehmen. Mit der Zeit liest man im Grunde nur noch quer, denn gerade die Beschreibungen von Julians Gefühlen nutzen sich irgendwann ab, ebenso die Tatsache, dass er beständig am Weinen ist, weil er Problemen gegenübersteht, die er nicht so leicht überwinden kann. Das ermüdet beim Lesen, zumal man die Gefühle, die Julian binnen kürzester Zeit für Markus entwickelt hat, sowieso nicht nachvollziehen kann. Auch die Dialoge wirken ungemein künstlich und konstruiert, weitere Beschreibungen von Orten und Gegenden sucht man zudem vergeblich, so dass man sich auch das Umfeld nur in groben Zügen vorstellen kann. Der Fokus liegt eindeutig zu sehr auf Julians Innenleben und zu wenig auf dem Umfeld, um der Geschichte einen nachvollziehbaren Rahmen zu geben.
Fazit:
„Whispers of my Heart – Nur Du“ ist leider ein Buch, dass gar nicht überzeugen kann und sowohl inhaltlich als auch von den Figuren her nicht fesseln kann. Die Figuren bleiben blass und sind unsympathisch, die Geschichte ist überfrachtet mit Klischees, Tränen und unendlich viel Drama und auch der Schreibstil kann nicht überzeugen, ist er doch zu aufgebläht und legt den Fokus zu sehr auf Julians Gefühle und die unrealistische Liebesgeschichte. Wer Gay Romance mag, sollte vorab in die Leseprobe schauen und den Schreibstil testen, wer auf der Suche nach realistischen Geschichten ist, wird allerdings nicht glücklich. Für mich war das Buch nichts, daher kann ich es auch nicht empfehlen.
